Kurz vor unserem Übernachtungsplatz zweigen wir auf eine Naturstrasse ab. Hier gefällt es uns! Die Strasse ist eng und klettert den Berg hoch. Durch Mischwald und vorbei an kleinen Wiesen kommen wir zu einem kleinen Parkplatz am Wegrand. Wir wandern die 200m zu einem hunderte Meter tiefen Abgrund. Die Warntafel sagt genug und ich muss Beat inständig bitten nicht bis zur äussersten Kante zu gehen! Zum Glück hat er je älter er wird je mehr Höhenangst! Es ist unglaublich, dass es hier keine Abschrankung gibt, der Abgrund ist überhängend! Den Tag lassen wir dann auf einem Wanderparkplatz ausklingen zu dem wir mit einer Steigung von 12% hochfahren müssen.
Heute wollen wir noch einige Kilometer zu einem wunderschönen Kirchlein fahren das leider geschlossen ist. Es liegt traumhaft inmitten grüner Wiesen. Dann aber geht es wieder steil hinunter nach Dalen um auf der anderen Talseite wieder hoch zu fahren auf eine Hochebene. Was für ein tolles Tal befahren wir da! Seen, Mischwald, Ferienhäuser und in der Ferne die Schneeberge! Die 450 ist traumhaft! Aber auch später auf der Schnellstrasse geht es locker voran, vorbei an vielen Seen und Wäldern bis wir einen Übernachtungsplatz abseits der Strasse finden. Da können wir auch noch die Wäsche aufhängen und trocknen lassen. Es ist ja bei uns bis um 23.00 Uhr hell, wird aber jeweils am Abend frisch.
Wieder bei prächtigem Wetter stehen wir auf. Jeden Tag Sonnenschein seit unserer Abreise und immer zwischen 22 – 25 Grad, einfach herrlich. Heute geht es an das Meer nach Kristiansand. Da finden wir einen Wanderparkplatz und laufen ins Städtchen. Quadratisch ist es angelegt und hat viele alte Häuser. Wir sind erstaunt, dass es kaum Verkehr hat, alles ist gemächlich und niemand hetzt umher! Da es hier keine Übernachtungsplätze gibt fahren wir weiter, teilweise der Küste entlang. Herrlich die kleinen Fjorde, die vielen Fischerhäuschen. Es geht bergauf und bergab, mit vielen Kurven bis wir wieder auf der Hauptstrasse sind und da einige Kilometer zurücklegen bis zur Abzweigung zum Südkap. In Norwegen gibt es nicht nur ein Nordkap, das Südkap ist auch gut besucht mit einem alten Leuchtturm, der noch immer in Betrieb ist. Da treffen wir auf viele Womos, alle wollen hier übernachten, was auch gegen ein kleines Entgeld möglich ist. Wir wandern aber noch hoch zum Leuchtturm und sehen uns die nähere Umgebung an. Es ist felsig, aber überall blühen Blumen. Eine schöne Gegend.
Auf kleinen Wegen, teilweise auch nicht geteert, fahren wir nun nordwärts. Unterdessen haben wir festgestellt, dass Norwegen grösser ist wie gedacht. Es sind noch über 3000km zum Nordkap. Das erste Mal überlegen wir wie wir das schaffen sollen, denn jeden Tag viele Kilometer fahren ist nicht so unser Ding.
Und plötzlich knallts, ich mache eine Vollbremsung. Zum Glück sind wir auf dieser Naturstrasse nur mit ca. 30km unterwegs. Wir stehen mitten auf dem schmalen Strässchen und Beat schaut sofort unter das Auto. Oh Schreck! Der Treibstofftank hat sich vorne gelöst und liegt halb auf der Strasse. Zum Glück verlieren wir keinen Diesel, heisst der Tank ist ganz und die Schlauchverbindungen zum Zusatztank noch dicht. Aber gestern Abend haben wir noch 70 Liter getankt. Deshalb können wir den Tank nicht anheben. Zudem finden wir die fehlende Schraube nicht auf der Strasse. So telefonieren wir dem TCS der uns aus der Patsche hilft. Unkompliziert organisiert er die norwegische Pannenhilfe die eine Stunde später eintrifft. Unterdessen muss ein Lastwagen mit Anhänger, geladen mit Baumstämmen rückwärts fahren bis zu einer Stelle zum Wenden denn er kommt nicht an uns vorbei. Einige PWs kommen knapp an uns vorbei ohne im Graben zu landen. Der Pannendienst hat dann ein Luftkissen unter den Tank gelegt und ihn damit angehoben. Mit Spanngurten wird der Tank befestigt damit wir zur nächsten Werkstatt fahren können. Während Beat und der Pannendienstler unter dem Auto liegen, will eine Frau vorbeifahren. Leider sehe ich sie nicht und kann sie nicht stoppen. So fährt sie direkt in den Graben und bleibt stecken. Aber vermutlich macht ihr das nichts aus, denn sie steigt nicht einmal aus, sondern wartet einfach im Auto bis wir fertig sind. Danach zieht der Pannendienst die Dame mit ihrem dicken BMW aus dem Sumpf. Ich möchte ja nicht sehen wie das Auto von unten aussieht. Sie aber fährt einfach weiter, unser TCS wird es dann schon bezahlen!
Mit der Werkstattsuche hilft uns der Pannendienst. Denn zuerst hat niemand in der ganzen Gegend Zeit das Problem zu lösen. Aber siehe da, plötzlich geht alles und Beat hilft den Tank wieder zu befestigen.
Wir fahren zu einem Übernachtungsplatz und fangen an zu diskutieren. Sollen wir tatsächlich noch bis an das Nordkap fahren. Im Womo hat es Kleinigkeiten die auch noch geflickt werden müssen. Z.B. die Solaranlage, da stimmt etwas nicht. Dazu kommt, dass die fehlenden Ersatzteile für das Auto zwischenzeitlich in der Schweiz eingetroffen sind und der Turbo zwar gut ist, aber eben irgendwie auch nicht perfekt. So entschliessen wir uns die Probefahrt abzubrechen. Wir sind eine grosse Strecke gefahren, das Auto lief auf den Autobahnen aber auch im kurvenreichen Norwegen flott, bergauf und bergab. Wir wollen nach Hause um alle kleinen Mängel noch zu beheben. Dann wird es nochmals eine kürzere Probefahrt geben. Das macht Sinn, vor allem auch weil unsere Werkstatt noch Betriebsferien haben wird wenn wir planmässig nach Hause kommen.
So buchen wir am nächsten Morgen die Fähre von Kristiansand nach Hirtshals, Dänemark und können am gleichen Tag um 16.30 Uhr auf die Fähre. Die Überfahrt ist perfekt, nach 3 ¼ Stunden sind wir in Dänemark und fahren noch ca. 40km zu einem schönen Stellplatz. Weiter auf der Autobahn alles südwärts. In Vejle machen wir eine Mittagspause und stellen das Womo auf den Parkplatz eines Shoppingcenters. Wir schauen uns noch um, aber nein, es hat keine Bezahlstellen, es ist nichts angeschrieben, und so gehen wir davon aus, dass es gratis ist. Wir spazieren zu dem Fjordenhus und zur «Welle».
Das Fjordenhus wurde vom weltberühmten dänisch-isländischen Künstler Olafur Eliasson erstellt. Das Haus steht im Wasser vor der Hafeninsel. Mit dem Kajak kann man hindurchfahren und je nach Standort im Parterre, hat man eine ganz andere Sicht auf das Wasser und den Hafen. Nachts wird es von innen beleuchtet und erinnert an einen Leuchtturm. Das grüne Dach ist bepflanzt und hat eine Photovoltaikanlage. Ein wunderschönes Haus.
Die «Welle» ist ein Haus das mit vielen Preisen ausgezeichnet wurde. Es steht ganz in der Nähe des Fjordenhus und ist ein Wahrzeichen der Stadt. Die exklusive Wohnlage am Fjord ist beeindruckend. Die obersten Wohnungen haben eine Wohnfläche von 240 Quatratmetern. Das Architekturbüro Henning Larsen hat unter anderem auch die Kopenhagener Oper entworfen. Die beiden ersten Wellen wurden 2009 fertiggestellt. Nach der Finanzkrise wurden dann auch noch die drei weiteren Wellen von 2015 – 2018 erstellt.
Zurück beim Womo prangt ein gelber Zettel an unserer Windschutzscheibe mit einer Busse von 85.- Franken. Wir sind überfordert, wissen nicht warum und fragen jemanden. Anscheinend muss man eine Parkscheibe die Minutengenau die Ankunftszeit anzeigt, hinter die Windschutzscheibe legen. Parkzeit ist zwei Stunden. Nur woher sollen wir das wissen? Nur zehn Minuten nachdem wir das Auto abgestellt haben ist der Parkschein ausgefüllt worden! Wir fahren weiter und unterwegs google ich mal. In den Foren wird darauf aufmerksam gemacht, dass man besser bezahlt und dass es in Dänemark etwas schwierig ist mit Parken. Na ja, wir haben wieder etwas gelernt, und ich bezahle zähneknirschend die Rechnung.
Heute geht es weiter, natürlich auf der Autobahn bis Einbeck. Es ist eine langweilige Strecke, viel Verkehr und viele Lastwagen. Dafür finden wir am Abend einen schönen Stellplatz, denn morgen wollen wir das Motorradmuseum PS-Speicher anschauen. Wir sind um 10.00 Uhr da und geniessen ein aussergewöhnlich tolles Museum. Es ist riesig, und hat noch weitere Museen in der Stadt. Eines nur mit Motorrädern, eines mit kleinen Autos, eines mit normalen Autos und dann noch einmal eines mit Bussen und LKWs. Wir schauen uns das Museum an, indem die Entwicklung vom Fahrrad zum Auto sehr anschaulich und im zeitlichen Kontext präsentiert wird. Zuletzt finden wir noch das Auto von «Heidi um die Welt». Wir haben sie damals in Usbekistan nicht persönlich getroffen, aber ihren Begleiter kennen gelernt. Er hat uns viel über diese unglaubliche Frau, die mit 77 Jahren mit diesem Auto während ca. drei Jahren um die Welt fuhr, erzählt!
Und das Städtchen selber ist schon eine Reise wert!
Jetzt geht es aber nach Hause. Zum Glück ist Sonntag und um 15.00 Uhr entscheiden wir direkt nach Hause zu fahren.
Die Probefahrt war erfolgreich. Am Montag haben wir einen Termin beim Womohändler und sind erleichtert als festgestellt wird, dass beim Solar lediglich eine Sicherung defekt ist. Nächste Woche ist das Auto dann in der Werkstatt und der Katalysator wird ausgebaut und ausgebrannt. Danach werden der Katalysator und der neue Turbo eingebaut. Wenn alles gut geht sind wir in ca. zwei Wochen wieder auf «Achse». Nochmals eine Probefahrt, wir wollen nichts dem Zufall überlassen. Unser Equipment muss für unsere geplante Reise vollständig und in einwandfreiem Zustand sein! Oman wir kommen!!!!!!