15.02.24 - 03.03.24


Schwarze Linie ist die direkte Heimreise von Jeddah



Am Abend, ich will gerade das Abendessen kochen, erreicht uns dann die traurige Nachricht dass Vreni, Beat`s Schwester unerwartet an einem Aortariss gestorben ist. Wir sind traurig, hilflos, nicht motiviert weiter zu reisen. Wir versuchen am nächsten Tag einen Abstellplatz für das Auto zu finden um nach Hause zu fliegen. Leider ist das sehr schwierig. Die bewachten Parkplätze haben alle ein Dach und dafür sind wir zu hoch. Gegen Mittag erhalten wir die Nachricht, dass die Beerdigung erst in zwei Wochen stattfindet. Wir müssen aber aus Saudi-Arabien ausreisen wegen dem Visum. Heisst, wir müssen nach Kuweit fahren und dort einen Platz suchen um das Auto einzustellen. Deshalb rufen wir unseren Schwager an und fragen ob man die Beerdigung ev. drei-vier Tage verschieben könnte damit wir nach Hause fahren können. Oder wenigstens bis nach Europa. Er versteht uns und will alles abklären. Während wir am nächsten Tag auf seine Antwort warten schlendern wir etwas unmotiviert durch die Altstadt von Jeddha. Die Läden sind am Morgen noch geschlossen und so fehlt eine gewisse Atmosphäre. Viele Häuser sind teilrestauriert und zwei Stadttore stehen in voller Pracht da. 

 

Dann kommt die Nachricht von unserem Schwager, dass die Beerdigung verschoben werden kann. So reisen wir gegen 11.00 Uhr ab und nehmen die rund 8000 km unter die Räder. Bis nach Hause haben wir auch noch einige nicht ganz einfache Grenzübergänge nach Kuweit, Irak und der Türkei zu überstehen. 

 

Auf den 1500km bis Kuweit fahren wir vorwiegend durch die Wüste die teilweise grün ist da es geregnet hat. Die letzten Dünen, die letzten Beduinenbehausungen und der viele Abfall am Strassenrand begleiten uns. Nur die Dromedare die wir immer wieder sehen erfreuen uns!

 

Der Grenzübertritt nach Kuweit geht dann locker und wieder sehen wir die «Beduinenhäuser» die verschoben werden und die irrsinnigen Brückenbauten. Unser Übernachtungsplatz am Meer bei den Flamingos mit einem herrlichen Blick auf die Skyline von Kuweit kennen wir bereits. Hier treffen wir auch auf unsere Reisefreunde aus Deutschland mit denen wir immer in Kontakt waren. Der Plan war schon länger, dass wir gemeinsam mit den drei Fahrzeugen durch den Irak fahren.

 



Am Morgen fahren wir dann los über die 25km lange dreispurige richtungsgetrennte und beleuchtete Brücke Richtung Irakischer Grenze. Noch einmal haben wir eine herrliche Aussicht auf die Skyline von Kuweit. Kurz vor der Grenze geht es noch durch ein Gebiet mit viel Landwirtschaft und vielen Dromedaren. Diese tragen doch tatsächlich eine Decke, es ist ja nur 21 Grad! Zum letzten Mal eine Moschee und eine Schafherde und schon stehen wir an der Grenze. Obwohl uns ein Papier fehlt, drückt der Grenzer ein Auge zu und lässt uns passieren. So schaffen die Grenze in drei Stunden und sind im Irak.

 

Auf der Autobahn geht es Richtung Bagdad. Spurrinnen, Militär, Autowaschanlagen und Reifenreparaturwerkstätten sowie Essensstände am Rand der Autobahn begleiten uns. In Bagdad stehen wir auf einem bewachten Parkplatz der mit einer Mauer eingezäunt ist. In der Anlage gibt es Restaurants, Vergnügungsparks und ein riesiges Shoppingcenter. Was für ein krasser Unterschied zur Welt ausserhalb der Mauer! Wir gehen einkaufen und essen wie zu Hause in einem feinen Restaurant.

 

Am nächsten Morgen schlängeln wir uns auf miserablen Strassen durch den Stadtverkehr von Bagdad. Zum Glück sind die Iraker sehr anständige Autofahrer. Es ist fast wie in der Schweiz und ein krasser Unterschied zu den Saudis. Die Landschaft ist grünlich, da es die letzten Wochen geregnet hat. Leider sieht man aber auch viele Häuser mit Einschusslöchern vom letzten Krieg. Immer häufiger gibt es Checkpoints. Militärkonvois überholen uns und Militäranlagen sieht man am Strassenrand. Schlussendlich fragen wir bei einer Tankstelle ob wir zwischen den Lastwagen übernachten dürfen. Nach acht Stunden Tiefschlaf stehen wir alleine da, wir haben nicht gemerkt, dass die Lastwagen wegfuhren!

 

Nun nähern wir uns Kurdistan – Irak. Die Landschaft verändert sich, es wird hügeliger und noch grüner. Alles ist sauber, es gibt schöne Häuser, ja sogar Shoppingcenter. Und natürlich noch mehr Checkpoints. Aber die Männer sind freundlich, kopieren den Pass und lassen uns weiterfahren. An einem Tag waren es 12 Checkpoints. Kurz vor der Grenze zur Türkei dürfen wir nicht durch einen Tunnel fahren und müssen eine Umfahrung fahren. Das führt uns an einem riesigen Flüchtlingscamp vorbei. Syrien ist nicht weit weg von hier. 



Der Grenzübertritt in die Türkei gehört dann in die Kategorie «katastrophal». Es braucht einige Nerven bis wir dann gegen Abend in der Türkei ankommen. Schade, dass wir nicht mehr Zeit hatten im Irak, wir fühlten uns sicher und sehr willkommen.

 

Auf dem Weg nach Dara fahren wir an grünen Feldern vorbei. Noch nie haben wir die Türkei so grün gesehen mit dem Winterweizen. Dara war eine Festungsstadt. Zuerst hat man den Sandstein abgebaut um die Stadt zu bauen. Später nutzte man die Sandsteinwände für Gräber. Es erinnert sehr an Petra. Für uns eine Überraschung in der Türkei. 

 

In Merdin fallen die vielen Minarette auf und die hunderten gelben Busse. In der engen Altstadt steigt doch vor uns ein Brautpaar mitten auf der Strasse aus. Sie sieht nicht sehr glücklich aus! Gerne hätten wir die Stadt noch zu Fuss erkundet, aber wir müssen weiter. In Gaziantep besichtigen wir das weltweit grösste Mosaikmuseum. Fantastisch! Die Mosaike rettete man aus der römischen Stadt Zeugma, die wegen dem Bau eines Staudamms überflutet wurde. Erstaunlich, dass das Museum und die Mosaike das grosse Erdbeben 2023 mit einer Stärke von 7,8 unbeschadet überstanden. Mitten in der Stadt auf einem Hügel übernachten wir. Auf der einen Seite der Sonnenuntergang, auf der anderen Seite der Vollmond, einfach schön.

 

Auf Nebenstrassen fahren wir durch die reizvolle Berglandschaft mit den Schneebergen weiter. Vorbei an dem erloschenen Vulkan Erziyes, dem fünfthöchsten Berg in der Türkei mit 3917m. Er ist bekannt als Winterkurort mit vielen Skiliften. Weiter geht es vorbei an Göreme (da waren wir auch schon) nach Istanbul. 

 

Wir fahren über die Brücke in Istanbul und sind in Europa. Zaghaft begrüsst uns hier der Frühling und in Bulgarien essen wir ein Schweineschnitzel, das erste nach 5 ½ Monaten. In Kroatien übernachten wir bei Fischern und fahren über Nebenstrassen wieder auf die Autobahn. Erstaunlich, vor jedem Haus gibt es riesige Holzhaufen denn hier wird noch mit Holz geheizt. So erreichen wir, immer auf der Autobahn, Leibach. Eine geplante Stadtbesichtigung streichen wir, weil es regnet. Schon bald erreichen wir Österreich und hier hat es teilweise noch Schnee. Morgen werden wir zuhause sein nach einer langen, anstrengenden Fahrt von Jeddah in Saudi-Arabien über Kuweit, den Irak und die Türkei nach Europa.

 

Voller Dankbarkeit, dass wir diese tolle Reise erleben durften und gesund nach Hause gekommen sind, geniessen wir den Frühlingsanfang auf unserer Terrasse. Herzlichen Dank für die grosse Anteilnahme am Hinschied von der Schwester von Beat. Es hat uns geholfen auf dem langen Heimweg. Wir haben 17 Länder bereist, 31 Grenzübergänge erlebt und sind 31`000km gefahren. Auf der Heimreise schockierten uns ab der Türkei die Grenzbeamten. Nicht ein einziger war freundlich, hat uns begrüsst oder sonst ein nettes Wort gesagt! Wir werden uns wohl wieder an Europa und die unfreundlichen Beamten gewöhnen müssen! Nur am Kassenhaus zum Arlbergtunnel wurden wir von einer netten Beamtin mit einem freundlichen Gruss und einem Lächeln empfangen!