13. Juli - 17. Juli
Wir fahren früh los. Über die wunderschöne Birchenoughbrücke geht’s auf die Hauptstrasse nordwärts. Es ist ein angenehmes Fahren, die Strasse ist nicht schlecht und es hat wenig Verkehr. Auch sehr wenig Lastwagen. Der Dieselpreis ist hier sehr hoch, 1.90 Dollar. Das ist für die Zimbabwer ein stolzer Preis! Wir fahren durch fruchtbares Land, das leider nur noch an einzelnen Stellen bewirtschaftet wird.
Das fruchtbare Land und die Bergregionen waren im letzten Jahrhundert fest in weissen Händen. 6700 weisse Farmer, 5% der Bevölkerung, besassen 60% des Landes und beschäftigten 400 000 Landarbeiter mit ihren Familien. Um die Weissen mit ihrer Wirtschaftsmacht im Land zu halten, war Robert Mugabe gezwungen den Grossgrundbesitzern einen zehnjährigen Schutz vor der Landenteignung zu gewähren. Die Regierung durfte den Farmern nur Land abkaufen das sie freiwillig abtraten. Deshalb konnten nur 1/3 der vorgesehenen Familien umgesiedelt werden. 1990 lief diese Frist ab und das Volk begann zu rebellieren. Nach fünf Jahren besassen die verbliebenen 5000 Farmer noch immer ¾ des fruchtbaren Landes und ca. 1 Mio Menschen waren lohnabhängig von den weissen Farmern. 1997 gab es eine Zwangsenteignung von 1500 Farmen, die zunächst nicht durchgesetzt werden konnte, da die Gerichte dies als illegal erklärten. Im 2000 geriet die Situation ausser Kontrolle und es gab im ganzen Land Farmbesetzungen, denen Polizei und Regierung tatenlos zusahen. Darauf wurden 2001 5000 Farmer entschädigungslos ausgewiesen und waren nicht mehr geduldet. Die Landarbeiter dieser Farmen wurden mittellos und zogen in angrenzende Länder. Damit erlebte die Landwirtschaftsproduktion einen Stillstand. Korruption und Verteilung der Landflächen an unerfahrene Städter hatten zur Folge, dass die Betriebe stillstanden und die Ernten verrotteten, das Vieh verhungerte und verdurstete. Heute gibt es höchstens noch 500 weisse Farmer die sich gegen den illegalen Landraub wehren. Die Landwirtschaft ist um 70% eingebrochen und drei Millionen Zimbabwer sind aus dem Land geflüchtet. Vor allem Farmarbeiter. Das Resultat sehen wir während unserer Fahrt. Die Felder sind nicht bestellt, es herrscht Armut.
Wir erreichen nach 121 Kilometer Mutare, eine grössere Stadt, und biegen ab in die Berge. Diese Berglandschaft ist heute fest in der Hand von reichen Zimbabwern, die von Harare aus hier in die Ferien fahren und Villen aufgestellt haben inmitten der riesigen Wälder. Wir wähnen uns ein bisschen in St. Moritz. So fahren wir auf guter Strasse bis zum Leopard Rock Hotel. Es ist das feudalste Hotel in der Gegend und hat einen Golfplatz mit 18 Löchern. 1953 nächtigte Königin Elisabeth hier. Vor dem 2. Weltkrieg war hier zuerst ein Gästehaus, das die Farmersfrau Anne Seymour-Smith eröffnete. Nachdem ihr Mann versehrt vom Krieg zurückkehrte konnte er seine Beschäftigung als Goldsucher und Apfelzüchter nicht mehr ausüben. Deshalb entschieden sie sich ein richtiges Hotel mit Hilfe italienischer Kriegsgefangenen zu bauen. Heute sieht das Hotel von aussen gut aus, aber innen........ Na ja, es zerfällt so langsam! Wir essen im feudalen Essraum an einem Tisch mit weisser Tischdecke die in vergangenen besseren Zeiten bestimmt weisser aussah. Es gibt einen Hamburger, denn besseres ist nicht auf der Karte. Und wir sehen uns die Salons mit ihren Feuerstellen in denen immer ein Feuer brennt und das Casino an! Der Garten wirkt gepflegt und die Eingangshalle ist eindrücklich.
Leider können wir auch hier nicht auf den Campingplatz fahren, denn das Gebüsch hängt hinunter und die Einfahrt ist sehr schmal. So entscheiden wir uns die 30km zurück nach Mutare zu fahren, da kann man anscheinend beim Golfplatz campen. Diese Entscheidung ist super. Kevin, der Chef, ein Weisser, empfängt uns herzlich und zeigt uns Wasser, Toilette, Dusche, Strom und sogar Wifi. Genial, wir stehen auf einer grossen Wiese ganz alleine und geniessen in der Bar jeden Abend einen Apéro. Kevin bringt unseren Reifen zur Reparatur und zum Auswuchten. Dann wäscht er unsere grosse Wäsche, Bettzeug und Badetücher. Wir versuchen unterdessen ein e-Visum für Malawi zu erhalten. Man erhält an der Grenze keine Visen. Alles funktioniert hervorragend und nachdem ich die Daten hochgeladen habe erhalte ich eine Application-Nummer. Toll, jetzt noch die 50 Dollar bezahlen mit Mastercard. Aber oh je, das geht nicht! Immer wieder kommt die Meldung, dass die Karte nicht funktioniert. So rufe ich in die Schweiz an und frage was mit meiner Karte los ist. Aber da scheint alles ok zu sein. Ich schreibe an zwei verschiedene Mailadressen, die auf der Website zu finden sind, unser Problem. Nachdem beide Mails zurückkommen mit «Adressat unbekannt» (und ich habe Copy/Paste gemacht!), versuche ich zu telefonieren. Niemand nimmt ab. Schlussendlich meint Kevin, dass wir es mit einer lokalen Karte versuchen sollten, vielleicht akzeptieren sie internationale Karten nicht. Etwas eigenartig zwar, denn es sind ja Ausländer die ein Visum brauchen. Eine nette Dame aus dem Golfclub zückt ihre Karte und wir versuchen es. Aber es funktioniert auch nicht. Uns bleibt nichts anderes übrig als nach Harare zu fahren und dort in die Embassy von Malawi zu gehen.
Kevin organisiert noch einen Friseur. Auch ein spezielles Erlebnis. Der Mann, ein Weisser ist einiges älter als wir und besitzt einen etwas verlotterten Friseursalon. Die Haare sind nun geschnitten, aber mehr schlecht als recht! Zum Glück kennt uns hier niemand!
Wir fahren auf der Hauptstrasse nach Harare. Der Verkehre nimmt zu je näher wir der Hauptstadt kommen. Bei einem Backpackerhostel können wir auf dem Parkplatz stehen. Die Einfahrt ist allerdings sehr eng, es geht um Zentimeter in der Höhe und Breite. Aber es passt. Auch Strom erhalten wir, Wasser, Toilette, alles vorhanden für 18 Dollar.
Am nächsten Tag bringt uns ein Angestellter zur Malawi Embassy. Die Auskunft ist niederschmetternd. Sie können kein Visum ausstellen, es kann nur elektronisch beantragt werden. Der Herr am Schalter gibt uns die WhatsApp Nummer des Chefs. Wir sollen ihm Pass und Application-Nummer schicken, dann könnten wir eventuell an der Grenze bezahlen. Erstaunlich, hier verkehrt man mit den Behörden per WhatsApp. Also schicken wir am Donnerstag alle Unterlagen und hoffen am Montag abzureisen. (Wir erhalten aber nie eine Antwort!) Das Problem ist unser Zimbabwe Visum. Es läuft in einigen Tagen ab und wir ausreisen.
Während dem wir warten entscheiden wir uns zu Fuss in die City zu «wandern». Ja es ist ein richtiges Wandern, über Stock und Stein. Die Trottoire sind defekt und es hat Löcher. Fünf Stunden sind wir unterwegs und kommen müde wieder zu Hause an. Es ist anstrengender wie unsere Wanderwege in der Schweiz. Auch die Strassenüberquerungen! Der Fussgänger hat nie Vortritt und die Lichtsignale sind auch speziell. Man kann nur auf die andere Seite wechseln, wenn der Verkehr in die gleiche Richtung fährt wie wir laufen. Aber aufgepasst, die Autos können auch abzweigen während man die Querstrasse überquert! Dann hat das Auto Vortritt oder nimmt sich ihn! Und dann der Abgasgestank! Unglaublich!
Am nächsten Tag marschieren wir mit Rucksack in das 2,5km entfernte Shoppingcenter zum Einkaufen. So geht die Zeit vorbei, eine Antwort von der Malawibotschaft resp. dem Immigrationofficer auf mein WhatsApp erhalte ich nie.
Am Montag entscheiden wir nicht länger zu warten. Wir verlassen Harare und fahren im starken Lastwagenverkehr nordwärts. Es ist die Hauptstrasse Richtung Sambia. Unser Plan ist nach Sambia und von da nach Tansania zufahren.