28. August

 

bis

 

6. September

 

2021



In Keetmanshoop haben wir gutes Internet und so können wir vieles erledigen. Beat kann sogar die Sportschau am Fernseher schauen! Das Wetter ist sehr kühl, es wird lediglich 16 Grad und nachts fällt das Thermometer tatsächlich auf 2-3 Grad. An einem Tag fallen wenige Regentropfen, was hier zu dieser Jahreszeit unglaublich ist. Aber zum Glück hat es nicht geschneit. Davor hat uns eine Farmerin gewarnt!

 

Wir machen noch einen Ausflug zum Camp Mesosaurus. Hier soll es Fossilien von diesem Tier geben. Gilb, der Besitzer der Farm ist leider nicht hier, deshalb rufe ich ihn an. Er spricht sogar Deutsch, obwohl hier geboren und bereits im Rentneralter. Seinem Auto folgend, fahren wir in sein Gelände, eine «kleine» Farm von 7000 Hektaren. Er erzählt uns, dass die Farmen hier normalerweise etwa 12`000 ha gross sind. Auf einem kleinen Hügel halten wir an und er zeigt uns mit grosser Begeisterung die Abdrücke im versteinerten Lehm. Die Abdrücke der kleinen Echsen findet man auch in Paraguay und Brasilen. Vor knapp 300 Mio. Jahren waren Südamerika und Afrika noch verbunden und in dieser Gegend war ein riesiger Binnensee. Ein Stück weiter stehen wir dann mitten in einem kleinen Köcherbaumwald. Was sind das doch für schöne Bäume, die im März/April, nach der Regenzeit blühen und an sehr trockenen Orten stehen, hier auf den Doloritsteinen. Grosse Flächen sind hier übersäht mit diesen Steinen. Es sieht aus wie auf Bildern aus dem 2. Weltkrieg in einer zerbombten Stadt und dazwischen stehen diese schönen Bäume. 

 

Das Wetter wird besser und wärmer und deshalb fahren wir nun Richtung Westen, nach Aus dem kältesten Ort in Namibia. Das kleine Dorf hat einen Campingplatz. Am Abend fahren wir vor Sonnenuntergang zum 20km entfernten Wasserloch beim Bahnhof Garub. Hier soll man die Wüstenpferde von Namibia sehen. Es gibt nur noch ca. 80 Pferde. 5 Jahre ohne Regen und die Zunahme der Hyänen haben dem Bestand zugesetzt. Kein Fohlen überlebte in dieser Zeit und erst im letzten Jahr, nachdem es wieder einmal geregnet hat und man die Hyänen dezimiert hat, überlebten 8 Fohlen. Die Wüstenpferde stammen ursprünglich aus Europa. Anfang des 20.Jh. gab es in dieser Wüstengegend um Lüderitz grossen Reichtum wegen der Diamanten. So holte man auch Pferde aus Europa um diese hier in der Wüste zu züchten und Pferderennen im Sand zu veranstalten. Während dem 1. Weltkrieg wurden wegen Auseinandersetzungen mit den Buren aus Südafrika die Farmen aufgegeben und die Pferde flohen. Beim Bahnhof Garub fanden sie Wasser und in den nahen Bergen Futter. Das Wasser wurde für die 300km lange Dampfeisenbahnstrecke zwischen Keetmanshoop und Lüderitz gebraucht. Die Pferde haben sich dem unwirklichen Leben angepasst und noch vor 10 Jahren gab es knapp 300 Pferde. Nun hoffen wir, dass die Anzahl wieder steigt, denn letztes Jahr hat es hier sehr viel geregnet und man ist sich sicher, dass auch nächste Regenzeit viel Wasser bringen wird und damit Nahrung für die Pferde.

 

Wir kommen am Wasserloch an und sehen 2 Pferde und 2 Oryx! Herrlich! Daher beschliessen wir, am nächsten Morgen vor dem Frühstück und einer Dusche zum Wasserloch zu fahren. Wir wollen dort duschen und frühstücken und dadurch hoffentlich noch mehr Pferde sehen. Kaum sind wir da, ich bin unter der Dusche, ruft Beat, dass eine ganze Herde Pferde über die weite Sandfläche gemächlich zum Wasserloch trabt. Und wirklich 17 Pferde kommen, trinken, spielen, ja kommen bis fast zu unserem Auto und wir mitten drin. Das Frühstück kann warten! Aus unserem Stübli mit geöffnetem Fenster sehen wir dann während dem Frühstück sieben Strausse in Einerkolonne Richtung Wasserloch laufen und auf der anderen Seite acht Oryx. Nun sind wir mal gespannt, die Pferde sind ja auch noch da! Wir stellen fest, es gibt eine Rangordnung! Zuerst warten die Oryx bis die Pferde endlich weiterziehen. Die Strausse müssen sich am längsten gedulden, denn die Oryx haben es überhaupt nicht eilig! Den Straussen zuzusehen wie sie trinken ist lustig. Die nehmen einen Mund voll Wasser und müssen dann den Hals strecken damit das Wasser in den Magen läuft! Herrlich vor allem wenn einige Strausse das gleichzeitig machen. 

 

So vergeht die Zeit und wir fahren erst am Mittag nach Lüderitz. Die Gegend wird immer sandiger und der Wind immer stärker. Vor Lüderitz wird mit einem Bagger Sand von der Strasse geschoben, ähnlich wie bei uns Schnee! Bei Wind ist das eine «never ending story». Wir fahren in die Stadt zum Touristenbüro. Hier ist eine Südwesterin, d.h. in Namibia geboren aber ursprünglich Deutschstämmig, die uns einiges über Lüderitz erzählt. Mit einem Stadtplan und der Info, dass in der nahen Diamanten Geisterstadt jeweils morgens zwei Führungen sind, fahren wir zum Portugiesen um Fisch zu essen. Lecker! Dann geht es zum einzigen Camping in der Stadt der offen ist, auf die Halbinsel Diaz. Und wie erwartet, es windet. Aber wie es windet! Mühsam steigen wir aus und werden vom Sand der viel Quarz enthält «verpixelt»! Nein, da können wir nicht stehen, da kann man nicht ruhig schlafen. So beschliessen wir in die Stadt zu fahren zum Portugiesen und da zu fragen ob wir im bewachten Parkplatz übernachten dürfen. Wir sind glücklich, dass wir hier übernachten dürfen und natürlich nochmals Fisch essen können! Noch eine Bemerkung zum Fisch: In Namibia erhält man praktisch keinen Frischfisch auf den Teller, ausser in den Küstenstädten Swakopmund, Walfis Bay, Lüderitz und Oranjemund. Dabei hat Namibia sehr ertragreiche Fischgründe im kalten und sehr nährstoffreichen Benguelastrom vor seiner Küste. Die Gewässer werden aber illegal oder über Konzessionen von schwimmenden Fischfabriken aus der ganzen Welt abgefischt. Durch Korruption versickert ein Grossteil des Ertrags und den Namibiern bleibt nichts. Eben nicht mal ab und zu ein Stück Fisch auf dem Teller. 



Am nächsten Tag fahren wir früh in die Geisterstadt Kolmannskuppe und essen dort Frühstück. Die Führung ist auf Deutsch mit lediglich vier Personen. Vor Corona waren acht Führungen à mind. 25 Personen, heute vier mit Total 10 – 12 Personen! Wir kommen nicht aus dem Staunen heraus! Alles deutsche Gründlichkeit! 1903 fand ein Eisenbahnarbeiter Diamanten die auf dem Sand lagen. Der Diamantenboom begann. Kolmannskuppe wurde erstellt und alles dafür benötigte wurde aus Deutschland mit Schiffen hierhergebracht! Möbel, Telefon, Stromzubehör, Kaffeemaschinen, der erste Röntgenapparat im südlichen Afrika, Toiletten, Turngeräte, etc. Das Spital fasste 250 Betten, Eis für den Kühlschrank wurde mittels Salz- und Süsswasser hergestellt, Swimmingpool, Kegelbahn, eigene Metzgerei und Wursterei, Bäckerei, Stromherstellung mit Kohle aus Südafrika die per Schiff kam. Ein kleines Deutschland mitten in der Sandwüste! Und 1933 war der ganze Spuk vorbei, die Stadt wurde dem «Sand übergeben». Für die Diamantensuche stellte man Indigene ein und stattete sie mit Zweijahresverträgen aus. Sie robbten auf dem Sand liegend vorwärts und lasen die Diamanten wie Schokoeier an Ostern zusammen! Bevor sie nach Hause entlassen wurden flösste man ihnen Rhizinusöl ein! Wehe man fand dann, nach der kontrollierten Darmentleerung Diamanten! Brieftauben wurden ebenfalls mit Diamanten gefüttert um diese zu schmuggeln. Deshalb ist es bis heute verboten Brieftauben zu halten!

 

 

Erschlagen von soviel Unglaublichem fahren wir fast ohne Wind und bei strahlendem Sonnenschein noch einmal an die verschiedenen Buchten. Eine unwirkliche, wunderschöne Gegend mit Buchten, stürmischer See und Flamingos.

 

Am nächsten Tag machen wir zu Fuss eine Stadtbesichtigung mit den alten deutschen Häusern, erstellt zwischen 1904 – 1912. 

 

Der Rückweg nach Aus führt uns nochmals zum Wasserloch. Und was treffen wir da an? Rund um die Aussichtsplatzform 17 Pferde und ein junges Fohlen, geboren etwa eine halbe Stunde zuvor. Es ist noch sehr wackelig auf den Beinen und wir gelangen durch die Pferde zur Aussichtsplattform, bis ganz nah an das Fohlen! Was für ein Glück! Wir stehen mehr als zwei Stunden hier, ganz alleine mit den Pferden! 



Zurück in Keetmanshoop gibt es einen Ruhetag, bevor wir die wunderschöne D608 fahren. Steppe, Doloritgesteinshaufen, dann wieder Steppe und schlussendlich Schluchten und viele Kurven durch die «Kleinen Karaberge». Im berüchtigten «Canyon Roadhouse» übernachten wir. Das Restaurant, aber auch die ganze Anlage ist speziell. Überall stehen alte verrostete Autos und Lastwagen schön drapiert umher, dazwischen in dieser Wüste grüner Rasen! Im Gebäude kann man stundenlang die verschiedenen Nummernschilder, Blechtafeln, alte Autos und Motorräder bewundern.

 

Dann endlich geht es zum Fishriver Canyon. Wir haben keine grossen Erwartungen. Es ist eindrücklich wie der Fishriver sich durch die Berge windet im zweitgrössten Canyon auf der Welt. Man kann die 86km auch in fünf Tagen «erwandern». Wir begnügen uns mit der Aussicht die bei strahlend blauem Himmel besonders reizvoll ist. Am Abend sind wir in Ai-Ais, bei den Hot Springs. Hier endet die Tour für die Canyonwanderer nach fünf Tagen. Ein Ritual ist es, dass bei jeder Ankunft von Wanderern eine Glocke geläutet wird. Auch wenn es wenig Leute hier hat, es klingelt dauernd! Die jungen Leute schlagen dann ihre Zelte rund um unser Auto auf um die letzte Nacht hier zu campen. Es ist schnell ruhig am Abend, aber morgens um 5.00 Uhr stehen sie auf, packen, lachen und fahren dann wieder nach Hause. Wir bleiben noch einen Tag. Hier auf der grünen Wiese ist es herrlich und es wird wieder gegen 30 Grad. Wir wandern noch ein Stück in die Schlucht hinein und schauen uns noch das SPA an. Das Wasser kommt hier mit 65 Grad aus dem Boden. Sogar die Duschen im Camping erhalten das heisse Wasser von dieser Quelle.