____________ 5. August - 16. August
____________ 16. August - 29. August
____________ 29. August - 9. September
Endlich, sind die Zollformalitäten geschafft und wir fahren dem schönen Titicacasee entlang. Wir stellen fest, dass in Peru viel mehr Äcker bearbeitet werden und alles ein bisschen geschäftiger als in Bolivien ist. Die Häuser sind oft aus Adobe, aber auch sehr oft mit grauen Ziegelsteinen gebaut. Auch hier „verfolgen“ uns die tausenden von Bumps in den Dörfern. Schlussendlich kommen wir nach Puno, der grössten Stadt am See. Von hier aus kann man Ausflüge zu den schwimmenden Inseln machen. Wir waren vor 39 Jahren schon einmal in dieser Stadt und auf diesen Inseln. Schon damals war alles sehr touristisch und die Inselbewohner wollten Geld für ein Foto. Die Meerschweingehege auf den Inseln waren speziell und die schönen Kleider, alle in der „Sonntagstracht“ für die Touristen, waren schön. Aber heute ist der Tourismus hier gewaltig. Übrigens, die Meerschweinchen waren zu Inkazeiten eine Delikatesse und heute gehören sie zur peruanischen Esskultur. Vor den Spaniern kannten die Indigenen lediglich Lama, Alpaka und die wilden Vikunjas sowie die Meerschweinchen als Fleischlieferant. Hühner, Pferde, Schweine und Esel brachten erst die Spanier nach Südamerika. Puno ist heute eine grosse Stadt. Wir sahen damals keine geteerten Strassen, nur Adobehäuser und nur wenige Strassenzüge.
So lassen wir die Stadt, die sich hoch in die Hänge ausgedehnt hat, hinter uns und fahren nach Sillustani, dem ehemaligen „Friedhof für die Reichen“. Hier übernachten wir ein letztes Mal mit Stefan direkt am See auf einem Traumplätzchen. Wir essen gemeinsam und geniessen den Abend und den Vollmond. Am Morgen klettern wir dann den Hang hoch zu den Ruinen. Übernachtet haben wir am See auf 3840m, die Chullpas, die bis zu 12m hohen Grabtürme, liegen lediglich 50m höher, aber wir kommen schön ins Schnaufen auf dem Weg hoch zu den Türmen. Langsam spazieren wir hoch. Der Vorteil ist, wir können die tolle Landschaft um den kleinen See geniessen. Eindrücklich sind die Türme mit ihrer Öffnung gegen Osten. Die ältesten Türme wurden lediglich mit aufgeschichteten Steinen erbaut, die Jüngeren dann mit grossen zurechtgeformten eckigen Steinen. Man hat auch einen Goldschatz gefunden, der heute im Museum in Puno liegt oder teilweise einfach „verschwunden“ ist!
Wir fahren einige Kilometer eine Abkürzung auf einer schlechten Piste, dafür durch tolles Landwirtschaftsgebiet auf die Hauptstrasse Richtung Arequipa. In Canahuas zweigen wir ab, wir wollen ins Colcatal zu den Kondoren. Bevor wir da hinkommen müssen wir drei Pässe, zweimal über 4400m, einmal über 4900m überqueren. Der Aussichtspunkt auf fast 5000m ist gewaltig. Man hat einen herrlichen Blick auf den aktiven Vulkan Sabancaya, 5976m. Leider ist das Wetter ein bisschen trüb. Endlich in Chivay, im Colcatal angekommen, übernachten wir bei der Therme.
Heute fahren wir im Colcatal und erfreuen uns ob der tollen Landschaft. Wieder einmal können wir uns kaum sattsehen an den Bergen und der tiefen Schlucht. Immer wieder halten wir an, steigen aus und staunen. Wie schön können Berge doch sein! Und dann die kleinen Dörfer mit ihren kleinen weissen Kirchen! Und überall die kleinen Äckerlein, teilweise angepflanzt und grün, teilweise noch nicht abgeerntet und braun. Schlussendlich erreichen wir den Punkt an dem man die Kondore fast hautnah sehen kann. Leider sehen wir noch 3-4 von diesen grossen Vögeln über uns kreisen. Wir sind ganz einfach ein bisschen spät. Wir beschliessen ins Dorf Cabanaconde zu fahren, etwas zu essen und am Abend hierher zurück zu kehren um hier zu übernachten. Dann haben wir am Morgen die Kondore vor unserem Wohnzimmerfenster! Kurz vor dem Dorf sichten wir ein sehr modernes Gebäude. Hat sich der Architekt Botta hierher verirrt, ist es eine Kirche? Das Gebäude passt überhaupt nicht in die Umgebung! Wir halten an, und werden von einem Mädchen empfangen. Zuerst müssen wir uns in ein Buch eintragen, mit Namen, Alter, Passnummer etc. Hoch offiziell! Dann zeigt es uns den Eingang und wir staunen und staunen! Ein leerer Raum, dann nochmals nichts, dann die Treppen hoch und wieder nichts! Ein Museum soll das sein? Zuoberst hat man durch kleine Fenster ohne Glas eine tolle Aussicht auf die Berge und den aktiven Vulkan, aber sonst? Kein Möbel, nichts, steht da. Später erfahren wir, dass der Bürgermeister diesen Bau errichten liess damit der Sensationsfund aus der Gegend, die Mumie „Juanita“, wieder zurück in die Nähe des Fundortes kommt. Zur Zeit liegt sie Museum von Arequipa. Dies obwohl das Gebäude die Voraussetzungen zum Schutz und Erhalt der Mumie nicht erfüllt. Juanit war ein Inkamädchen das im September 1995 in der Nähe auf 5000m gefunden wurde. Sie war ein Menschenopfer der Inka. Unglaublich wie ein Bau entstehen kann der nie genutzt werden kann! Peru eben!
Nach dem wir eine ruhige Nacht verbracht haben, kommen am frühen Morgen die ersten Tourenfahrer und parkieren rechts und links von uns. Aber weit und breit sieht man keine Kondore. Wir frühstücken, waschen ab und machen uns startbereit. Erst dann steigen wir zum Aussichtspunt hoch und kommen gerade rechtzeitig. Einige Kondore kreisen majestätisch unter uns in der Schlucht. Sie kommen immer höher und bald sind sie sozusagen auf Augenhöhe. Nach einer Stunde brechen wir auf und fahren im Tal zurück. Aber nach wenigen Kilometern halten wir am Strassenrand, denn die Kondore fliegen genau über unser Auto. Wir können uns kaum satt sehen. Die grossen Vögel kreisen „schwebend“ um uns herum. Was für ein grandioser Anblick!
Nun geht es aber definitiv weiter auf Pisten nordwärts Richtung Cusco. Wir sind schon bald über 4000m und drei Mal geht es über 4400m. Dazwischen ab und zu eine Lagune und herrliche Bergwelt, kaum je ein Dorf. Am späteren Nachmittag suchen wir auf unserer App IOverlander nach einem Übernachtungsplatz möglichst unter 4000m. Und siehe da, noch 100km sind zu fahren, dann sind wir auf 3500m. Ideal. Kurz vor dem Einnachten erreichen wir dieses Touristenhotel, auf dessen Parkplatz wir übernachten können und sogar Strom erhalten. So gibt es am Morgen heisses Wasser zum Duschen.
Heute geht es zuerst zum Auto waschen. Aus dem Fluss wird Wasser hochgepumpt, das Auto gewaschen und das Dreckwasser fliesst direkt zurück in den Fluss. Leider nicht gerade umweltfreundlich! Nun sind es nur noch 140km bis nach Cusco. Auch da waren wir vor 39 Jahren schon einmal. Was hat sich wohl verändert? Zuerst müssen wir feststellen, dass Cusco heute 500`000 Einwohner zählt und wir damals eine kleine Stadt, so gross wie Bülach erlebt haben. Wir suchen ein Shoppingcenter, denn auf dem Camping hier kann man nicht einkaufen, auch nicht in der Nähe. Ein bisschen schwierig, denn die richtungsgetrennte Strasse und der dichte Verkehr machen dies nicht ganz einfach. Schlussendlich können wir bei einem Supermercado vor einem Bankautomaten parkieren. Super denn wir brauchen auch noch Geld und der Automat ist von einem Security bewacht. Der passt sicher auch auf unser Auto auf! Steil, sehr steil geht es anschliessend hoch zum Camping und siehe da, es hat mindestens 8 Reisemobile hier!
Am ersten Tag buchen wir eine „Tour for free“. Wir spazieren 2km den Berg hinunter in die Stadtmitte und erleben eine interessante aber anstrengende Tour. Der Führer hat es ein bisschen eilig und die vielen Treppen hoch sind auf dieser Höhe (3400m) im wahrsten Sinne des Wortes „atemberaubend“. Wir trösten uns damit, dass die jungen Leute ebenfalls nach Luft ringen. Die Altstadt von Cusco hat sich kaum verändert in diesen Jahren, ausser dass alles schön renoviert ist. Aber die Touristen! Nein, das gefällt uns definitiv nicht! So verbringen wir den nächsten Tag auf dem Camping, schreiben, plaudern mit Reisenden, waschen und Beat kontrolliert wieder einmal das Auto.
Die Festungsanlage Sacyayhuaman die oberhalb von Cusco über die Stadt ragt, besuchen wir zu Fuss. Obwohl man von einer Festungsanlage spricht, geht man davon aus, dass dies eine religiöse Kultstätte war. Erst später diente sie als Festungsanlage. Das Bauwerk ist deshalb so imposant, weil zu Teil über 10t schwere Steine ohne Mörtel millimetergenau auseinanderliegen. Von hier aus hat man auch eine herrliche Aussicht auf die Stadt.
Bevor wir weiterreisen wollen wir noch eine Rundreise zu verschiedenen Sehenswürdigkeiten um Cusco machen. Wir quälen uns durch die engen, verstopften Gassen und es geht steil bergan. Dazwischen immer wieder die in der Zwischenzeit wirklich verhassten Bumps, auch mitten in Steigungen. Wenn wir anhalten müssen kommen wir nur mit dem Low Gear über einen solchen Bump! So erreichen wir nach etlichen Kilometern das Dörfchen Chinchero und parkieren das Auto an der Strasse. Der Markt hier ist wirklich sehr schön, viel Gemüse, Früchte und natürlich Touristenangebote. So kaufe ich eine Mütze mit Schal für die Mädels und versuche nach Alpakawolle zu fragen. Aber leider gibt es das nicht. Es werden nur Fertigprodukte verkauft, die meistens „made in China“ sind. Auf dem Rückweg zum Auto sehen wir einen Friseur. Sollen wir, sollen wir nicht? Es ist Sonntag, Markt, und die meisten Friseure haben eine Warteschlange da die Leute aus den Dörfern ins Städtchen kommen! Ein „Friseurladen“ hat keine Warteschlange und deshalb stürzen wir mutig in das kleine Zimmerchen mit Lehmboden hinein. Ob das gut kommt? Ich lasse Beat den Vortritt, na ja, viel kann ja nicht schiefgehen und so setze ich mich dann auch hin. Nun sind die Haare kürzer, der Schnitt aber war auch schon besser! Kurz vor der Hauptstrasse entdecke ich einen Wollladen. Da muss ich rein. Nach langem hin und her kaufe ich hier 3kg!!!! Alpakawolle für Fr. 45.-. Super, jetzt kann ich stricken!
Die Fahrt geht weiter nach Moray. Hier liegen kreisrunde Inkaterrassen. Die Terrassen sind ca 1.80m hoch und die grösste der vier Anlagen ist etwa 45 m tief. Wegen der ungewöhnlich runden Struktur vermutet man, dass hier ein wichtiges landwirtschaftliches Forschungszentrum der Inka war, denn jede Terrasse hat ein anderes Klima! Zum Abschluss des Tages fahren wir zu den Salzterrassen, den Salinas de Maras. Über 3000 künstlich angelegte Salzpfannen die aus der Inkazeit stammen sind noch heute eine wichtige Lebensgrundlage für die Bewohner des Dorfes. Prächtig der Anblick! Wir wollen hier übernachten und nachdem die Tourenfahrer weg sind, sind wir ganz alleine.
Steil geht die Fahrt am nächsten Morgen runter ins Tal des Urubamba. Von hier aus geht es zum Machu Picchu. Diese Sehenswürdigkeit lassen wir aber aus, da wir diese eindrückliche Stätte vor 39 Jahren ohne viele Touristen erlebt haben. Wir wollen die Ausgrabungsstätte von Pisac besichtigen, die damals noch nicht für Touristen offen war. Auf knapp 3000m liegt das Dorf. Die Ruinen und die Terrassen liegen aber weit oberhalb des Dorfes. Zum Glück können wir hochfahren, denn „Bergsteigen“ auf diesen Höhen ist definitiv nichts für uns. Trotzdem spazieren wir in den imposanten Ruinen umher und steigen noch etwa 200m auf die oberste Spitze. Nun geht es aber zurück, wieder nach Cusco auf den Campingplatz, bevor wir dann in zwei Tagen weiterfahren wollen.
Die nächsten Tage fahren wir im Hochland von Peru nordwärts. Für uns eine besondere Fahrt, denn vor 39 Jahren fuhren wir diese Strecke in entgegengesetzter Richtung mit öffentlichen Bussen. Die Veränderungen in Cusco und Puno sind frappant. Die Städte sind mehr als das 10fache gewachsen. Die Lehmhäuser gibt es immer noch, aber Backsteinbauten nehmen rasant zu und die Häuser sind auch viel höher. Die Strassen sind oft geteert oder betoniert. In Cusco wurden viele koloniale Häuser restauriert, der Tourismus blüht und was für uns erfreulich ist, es stinkt nicht mehr nach menschlichen Ausscheidungen! Ja, vor fast 40 Jahren waren die Gassen noch nicht geteert, an jeder Ecke, auch auf den Gehsteigen, sofern vorhanden, hatte es menschliche Ausscheidungen. Manchmal, auch auf dem Bahnsteig, stand eine Inkafrau auf die vermeintlich am Boden sass, und hinterliess, na ja, ihr wisst schon! Das ist endgültig vorbei, obwohl – die Männer vor allem auf dem Land überall hinpinkeln! Scheinbar durch ein Regierungsprogramm werden überall im Land Einheitstoiletten (auch farblich einheitlich) mit aussen liegendem Lavabo gebaut um die sanitären Bedingungen zu verbessern. Auch ist es in den Touristenstädten sehr sauber, es wird gewischt und geputzt, es hat auch Abfallkübel, der Abfall wird sogar getrennt. Doch auf dem Land, an den Strassen sieht es schrecklich aus. Wie in ganz Südamerika sind vor allem die Plastiksäcke ein Elend. Sie fliegen überall herum und werden achtlos weggeworfen, landen in Bächen und hinter Büschen. Das Abfallproblem ist allgegenwärtig, sobald man nicht mehr im Touristenort ist.