________   9. April - 25. April

 ________   25. April - 11. Mai

 ________   11. Mai - 26. Mai

 ________   26. Mai - 6.Juni

________    6. Juni - 


Blumenau - Curitiba - Rio de Janeiro


Blumenau wurde am 2. September 1850 von 17 deutschen Einwanderern unter der Leitung des Apothekers Hermann Blumenau gegründet. Leider sind die Fachwerkhäuser aus der neueren Zeit und nicht sehr schön. Bis heute kämpft die Stadt mit jährlichen Überschwemmungen. Nach zwei grossen Überschwemmungen 1983 und 1984 wurde zur Rettung der Staatskasse ein erstes erfolgreiches Oktoberfest veranstaltet. Heute werden jeweils 700`000l Bier ausgeschenkt und 28`000 Teller Eisbein mit Sauerkraut verspeist. Bis zu 1 Mio. Besucher machen die Fete zu einem der grössten Volksfeste Brasiliens und zum zweitgrössten Oktoberfest nach München. Wir sind froh, dass wir nicht zu dieser Zeit in Blumenau sind! Der hohe Lebensstandart in dieser Gegend ist daran zu erkennen, dass es hier im Süden Brasiliens kaum Arbeitslose gibt. Der Süden ist „der Motor“ von ganz Brasilien. Der zweit grösste Textilpark Brasiliens hat sich in Blumenau entwickelt und die hiesige Kristallglaserzeugnisse sind ebenfalls sehr bekannt.

 

Bevor wir weiter durch das Hinterland, die Kordilleren, nordwärts fahren machen wir noch einen Abstecher in die Ortschaft Steffen. Und tatsächlich, wir finden Sie! Mein Mädchenname war Steffen und anscheinend, so lesen wir im Internet gibt es Berühmtheiten in Brasilien die diesen Namen haben. Wir finden einige Strassenschilder mit Namen von den Steffens, ansonsten gefällt uns das Städtchen nicht und wir drehen nordwärts ab. Die Landschaft ist herrlich, grün, viele Bäume und viele kleine Täler. Die Holzindustrie ist etwas vom Wichtigsten. Leider sind aber nur noch 7% der ehemaligen Wälder vorhanden, der Rest ist abgeholzt. Wir können das kaum glauben, denn wir fahren stundenlang durch dichten Urwald. Wir sehen aber auch riesige Mais- und Sojaplantagen. Es geht den Leuten gut in diesen Tälern die „Vale Europe“ genannt werden. Unglaublich viele Villen finden wir, die bis zuhinterst in die Täler gebaut wurden. Teilweise sind sie nur über Schotterpisten zu erreichen. Nach einer Übernachtung an einer Tanke die aber bereits um 21.00 Uhr schliesst, geniessen wir die herbstliche Sonne für die nächsten Tage auf einem wunderschönen Campingplatz im Norden von Curitiba.

 

Heute fahren wir ins Zentrum von Curitiba das lange Zeit als fortschrittliche Musterstadt im zurückgebliebenen Brasilien galt. Es gibt Fussgängerwege und Fussgängerzonen, Fahrradstreifen und ein modernes Nahverkehrssystem mit teilweise riesigen, zweigelenkigen Bussen auf separater Fahrspur. Viele Grüngürtel und Parks sowie ein Recyclingsystem das 1991 einen Preis der Vereinten Nationen gewann. Gegründet wurde die Stadt 1693 von Goldsuchern. Im 18 Jh. kamen die Viehzüchter und ab 1867 die Immigranten aus Italien, Polen und Deutschland. Bis 1940 lebten lediglich 140`000 Einwohner hier. Erst die Industrialisierung liess die Stadt explodieren. Innerhalb von 50 Jahren wuchs die Stadt um das 10fache. 1972 bereits gab es hier die erste Fussgängerzone des Landes. Das von Curitiba entwickelte Nahverkehrssystem mit den Bussen wird heute von Städten auch ausserhalb Brasiliens erfolgreich kopiert.

 

Wir parkieren mitten in der Stadt beim Bahnhof auf einem bewachten Parkplatz und kaufen uns gleich Tickets für den Bus nach Morettes und ein Zugticket zurück nach Curitiba mit dem „Serra Verde Express“. Hier in Brasilien haben die Rentner überall Ermässigung und erstaunlicherweise erkennt man uns sofort als Rentner! Meistens müssen wir nämlich nichts sagen und erhalten gleich die Ermässigung, so auch hier beim Zugticket. Zügig geht es dann im angenehmen Bus ca. 1000 Höhenmeter hinunter und nach 1 ½ Stunden erreichen wir Morettes. Wir spazieren durch das schöne, teilweise restaurierte und sehr touristische Städtchen. Bei einem Caipirinha verbringen wir die Zeit bis der Zug fährt. Aber ohalätz! Der Drink fährt schön ein! Zum Glück haben wir den Kleinsten bestellt. Angeheitert, aber rechtzeitig erreichen wir den Zug und freuen uns am kleinen Snack der unseren Blick wieder scharf stellt. Der Zug schlängelt sich die 73km durch dichten Dschungel bergauf. Der Bau dieser Bahnlinie war ein Meisterwerk das während dem Bau von 1880 – 1885 etwa 5000 Männern durch Unfälle, Schlangenbisse und Tropenkrankheiten das Leben kostete. 320 Streckenabschnitte mussten gebaut werden, 13 Tunnel gegraben und 41 Brücken und Viadukte konstruiert werden. Eine herrliche Fahrt, obwohl leider die Sicht nicht immer gut ist. Nebel drückt an den Berg und ab und zu nieselt es. Mit viel Verspätung erreichen wir Curitiba, nachdem der Zug am Ende hupend durch die Stadt gefahren ist. Immer wieder werden mehrspurige Strassen ohne Barrieren im Stossverkehr gekreuzt. Bei uns ein „NoGo“! Wir sind müde und hoffen auf unserem Bahnhofsplatz gut zu schlafen. Aber ab 22.00 Uhr ist es ruhig, der Verkehr nimmt extrem ab, und wir verbringen mitten in der Stadt eine ruhige Nacht.



Heute ist Stadtbesichtigung angesagt. Nach ¾ Stunden Fussmarsch, erreichen wir den Hop-on-Hop-off Bus und fahren den ganzen Tag durch die Stadt. Vor allem die riesigen Parks sind sehr interessant und dann auch das 2003 eröffnete Oscar-Niemeyer-Museum mit der Form eines Auges. Auch das Haus im Botanischen Garten hat uns beeindruckt. Hier sehen wir nochmals einige der vielen Blumen die wir während der Fahrt im Zug gesehen haben. Müde und beeindruckt von der Stadt kommen wir nach Hause und fahren noch am Abend zum Niemeyermuseum. Dort treffen wir Susanne und Karl aus Österreich und beenden den Abend mit einem (oder zwei?) Glas Bier. Aber vorher schauten wir uns noch ½ Stunde das Museum an. Heute ist nämlich Gratiseintritt und nach einem Museumsbesuch kostet das Parken nur die Hälfte. Überrascht sind wir dann über das einfach fantastische Museum. Schade, dass wir nicht mehr Zeit haben.

 

Trotz regnerischem Wetter fahren wir im Landesinneren und nicht der Küste entlang. Bergauf, bergab, Kurve an Kurve geht es den ganzen Tag immer wieder durch dichten Dschungel. Das Wetter wird immer schlechter. Zum Glück sind die Strassen geteert.

 

Vergeblich suchen wir zwei Stellplätze die im App IOverlander stehen. Dafür erleben wir eine Strasse die zum Bach wurde. Vor uns fährt ein Bus und wir hinterher. Immer höher steigt das Wasser, bis über die Motorhaube! Zum Glück sind wir höhergelegt. Kurze Zeit kommt Angst auf, denn es kommt uns doch tatsächlich ein Auto mit zwei Personen schwimmend entgegen! Wir können aber nicht helfen, müssen selber schauen, dass wir aus diesen Wassermassen herauskommen. Auf der anderen Seite ist wartet eine lange Autokolonne, denn normale PW haben keine Chance da durchzukommen. Schlussendlich übernachten wir bei einer Tankstelle sehr ruhig und mit gutem Wifi, sodass wir noch einen „Tatort“ zum Tagesabschluss sehen können. Aber was ist denn das! Ich habe heiss und strecke meine Beine unter der Decke hervor. Dabei spüre ich einen Wassertropfen. Seit dem Abend regnet es nämlich in Strömen. Nur, wir haben das Fenster geschlossen! Meine Decke ist schon leicht nass. Am Morgen suchen wir die undichte Stelle, finden aber nichts. Vermutlich Kondenswasser.



Früh fahren wir los ins Zentrum von Sao Paulo. Von Rosmarie und Werner haben wir gerade rechtzeitig die GPS-Daten für einen bewachten Parkplatz erhalten. Die meisten Einfahrten in diese Parkplätze sind zu niedrig, dieser sollte aber passen. Und wirklich, durch ein separates Tor können wir hineinfahren und parken. Zu Fuss geht es dann ¼ Stunde in das Zentrum. Wir sind gerade rechtzeitig für eine “Tour for free“. 3-4 Stunden führt uns die Führerin zu Fuss durch das Zentrum der Stadt und erzählt uns viel über die Geschichte der Stadt und die Bauten. Sehr interessant. Schlussendlich sind wir 15km unterwegs und kommen müde zurück zu unserem Häuschen. Beine hochlagern ist angesagt! Über uns schwirren die Helikopter. Auf der Karte sehen wir, dass es viele Helikopterlandeplätze auf den Hochhäusern hat. Die reichen Leute hier nehmen lieber den Helikopter anstelle eines Taxis, denn die Strassen sind immer verstopft. Die Nacht ist dann unruhig. Bereits am Tag haben wir gesehen, dass überall in der Stadt, an jeder Strassenecke und in jedem Park, Pavillons aufgebaut wurden. Ein Musikfestival von Samstag 17.00 Uhr bis Sonntag 17.00 Uhr, also 24 Stunden nonstop Musik ist angesagt. Wir sind am Sonntag den ganzen Tag wieder in der Altstadt unterwegs und kommen nicht aus dem Staunen heraus. Hervorragende Musiker an jeder Strassenecke, begeisterte Brasilianer die tanzen und eine autofreie City. Einfach genial! Nur leider im leichten Regen

 

Nun haben wir aber genug gesehen von der drittgrössten Stadt der Welt und dem Wirtschaftszentrum von Brasilien.  Früh am Morgen verlassen wir unseren Parkplatz Richtung Santos an das Meer. Hier entsorgen und versorgen wir unser Womo auf einem Campingplatz um dann der Ruta 101 folgend an der Küste entlang nordwärts zu fahren. Bergauf, bergab, teils an der Küste und unendlich langen Sandbeachen entlang. Diese werden zu dieser Jahreszeit nur von einigen Surfern benutzt. So erreichen wir einen schönen Parkplatz, fernab der Hauptstrasse an der Beach. Kurz bevor ich kochen will klopft es an die Türe. Ein Brasilianer lädt uns ein, in seinem Garten zu übernachten. Er hat selber ein Womo und findet wir sollten Strom haben usw. Schlussendlich machen wir uns auf und er fährt einen Kilometer vor uns mit dem Fahrrad zu seinem Haus. Nachdem er sein Privatauto auf die Strasse gestellt hat, können wir uns neben sein grosses Womo stellen. Wir staunen, obwohl wir ja wissen, dass die Brasilianer Superwomos haben! Da gibt es auch eine Aussenküche mit Fernseher! Im Fahrzeug noch zusätzlich ein Fernseher im Wohnzimmer und einer im Schlafzimmer. Das Wohnzimmer hat einen Slideout und hinter der Führerkabine entdecken wir einen Elektrolux Weinkühler. Der Kühlschrank und das Gefrierfach ist 4x so gross wir unserer! Aber ehrlich, ich möchte nicht tauschen! Erstens kann er nicht überall fahren wo wir fahren und dann die Putzerei! Übrigens, eine Waschmaschine ist natürlich auch dabei. Wir erklären ihm dann unsere Waschmaschine. Das ist ein 15l Kübel, indem ich am Morgen heisses Wasser mit Waschmittel und Wäsche einfülle, dann im Stübli anbinde und so wäscht die Wäsche im Vollprogramm über Stunden. Die schlechten Strassen und die vielen Bumps helfen da wacker mit. Am Abend muss ich dann nur noch auswaschen.

 

Unser Portugisisch ist eine Katastrophe, Spanisch können wir ein wenig, aber unsere neuen Freunde Vera und José können nur Portugisisch. Bei einem Glas Wein und mit Google Übersetzer unterhalten wir uns dann mit viel Gelächter. Am Morgen macht uns Vera noch ein feines Frühstück. Doch dann müssen wir uns verabschieden, denn wir möchten weiterreisen und erreichen so schon gegen Mittag Paraty, ein schön restauriertes Kolonialstädtchen mit einem Campingplatz auf dem wir uns einrichten. Wir wollen noch alle Wäsche erledigen bevor wir nach Rio de Janeiro fahren, und mit den Mädels telefonieren. Hier bleiben wir zwei Tage und sehen uns auch das wirklich schöne und gemütliche Städtchen an.

 

Und jetzt geht es nach Rio, an die Copacabana auf den Parkplatz!