____________ 6. Juni - 4. Juli
____________ 4. Juli - 14. Juli
Am späten Vormittag fahren wir los nach Colomé. Auf einer Piste geht es ein tolles Tal auf und ab bis wir die Bodega Colomé von Donald Hess erreichen. Der Berner Weinimporteur übernahm in 4. Generation, als 20jähriger, die damalige Brauerei 1954. Diese wurde 1844 von Johann Heinrich Hess gegründet. Bereits 1960 übernahm er die Valser Mineralquelle, die er 2002 an Coca-Cola verkaufte. Auch die Brauerei verkaufte er 1968 an Cardinal, behielt aber die Immobilien und baute gleichzeitig die Immobilienbranche aus. Damit erhielt die Hess Holding ein zweites Standbein. Neu konzentrierte er sich auf die Weinproduktion. Zuerst in Kalifornien, später auch in Australien und Südamerika mit total 7 Weingütern. Heute produziert die Hess Holding nur noch in Kalifornien mit 8 Millionen Flaschen und in Argentinien mit 1.5 Millionen Flaschen. Der über 80jährige Donald Hess hat sich aus dem Geschäft zurückgezogen, und lebt mit seiner Frau in Ostermundigen. Das Geschäft führen heute seine beiden Schwiegersöhne.
Die Bodega mit der ältesten Weinkellerei Argentiniens und der luxeriösen Estancia liegt in 2300m Höhe und 220km von Salta entfernt. Mit dem Auto sind das 4,5 Stunden Fahrzeit in die wunderschöne Anlage in einer spektakulären Bergwelt im Chalchaques-Tal. Die hiesigen 4 Weinberge liegen zwischen 1750 – 3111m und dank 350 Sonnentagen im Jahr wird eine intensive dunkle Weintraube produziert. Besonders stolz ist man auf den Wein „Altura Maxima“, der aus Trauben des höchstgelegenen Weingutes der Welt, 3111m, gekeltert wird und einen Alkoholgehalt von 16% hat. Eine Flasche kostet ca. Fr. 130.-.
Wir geniessen das zauberhafte Ambiente, essen ausgezeichnet und trinken natürlich einen der sehr guten Weine! Anschliessend erleben wir eine Führung durch das James Turell-Museum. Hess ist ein grosser Kunstsammler und hat dieses Museum hier in der Pampa erstellt um einige der phänomenalen Lichtinstallationen des Künstlers auszustellen. Ich bin sehr beeindruckt! Leider durfte man keine Fotos machen, aber im Internet findet man die Inspirationen von James Turrell der 1943 in Los Angeles geboren wurde, Psychologie und Mathematik studierte und 1973 sein Kunststudium abschloss. Seit 1960 arbeitet er an Lichträumen. Auch hat er mit dem Flugzeug 1974 einen erloschenen Vulkankrater in Amerika gesehen und gekauft. Seither arbeitet er dort an seinem Lebenswerk, indem er Tunnel und unterirdische Räume erstellt mit Öffnungen in den Himmel um mit dem Licht zu „spielen“.
Wir fahren noch am Abend zurück nach El Molar und übernachten an der Strecke bevor wir am nächsten Tag nach Salta fahren. Wieder einmal ist waschen angesagt, Homepage schreiben etc. Beat wäscht auch das Auto und vor allem werden die Kreuzgelenke geschmiert. Drei Tage bleiben wir hier, kaufen ein und suchen wieder einmal einen Coiffeur auf.
Endlich geht es weiter, wir fahren die Ruta 9 Richtung bolivianischer Grenze. Was für eine gebirgige Strecke gleich nach Salta! Kurve um Kurve, teilweise nur gerade 4m breit und steil abfallende Schluchten. Herrlich, aber auch anstrengend, denn man weiss nie, was für ein Auto auf der Gegenspur entgegenkommt. Und die Spur ist für 2 grössere Fahrzeuge sehr knapp! Nach über 2 Stunden erreichen wir die ausgebaute Strecke der Ruta 9 und erreichen schon bald Tilcara. Hier haben wir einen tollen Übernachtungsplatz hinter dem Touristenoffice und sogar Wifi vom Restaurant! Wir sind dann auch nicht alleine abends, 1 Equadorianer, 2 Argentinier und ein Brasilianer kennen den Platz auch. Wir aber machen uns zu Fuss auf in das sehr schöne Städtchen das Weltkulturerbe ist. Die Lehmbauten, die Kopfsteinpflaster, die Verkaufsstände der Indios, die schöne Kirche die leider geschlossen ist und der stahlblaue Himmel – es ist wie Ferien! Vor drei Monaten war hier noch Schlamm auf den Strassen, heute ist es Staub! Wir sind froh, dass wir noch eine ATM finden die eine unserer Kreditkarten akzeptiert. Ab hier können wir Diesel nur noch Cash bezahlen. Kurz vor Sonnenuntergang können wir noch die herrliche Sonne, es ist zwar nur 20 Grad, aber an der Sonne ist es sehr heiss, geniessen. Nachts wird es dann wieder 4 Grad, aber wir sind ja schliesslich auf 2400m, und hier funktioniert auch unsere Heizung noch.
Heute fahren wir lediglich bis Humahuaca, ca. 60km. Wir stellen das Auto auf einen Parkplatz und spazieren in das schöne Städtchen. Aber irgendwie gefällt es uns nicht. Stahlblauer Himmel, Kopfsteinpflaster, Verkaufsstände, alles super! Nur, viel zu viele Touristen und dann überall Abfall und Hundekot! Schon lange haben wir keine so schmutzige Stadt mehr gesehen. So wollen wir noch den „Segen von Franziskus“ erhalten. Dazu öffnet sich am Turm um 12.00 Uhr eine Pforte und Franziskus erscheint um der Bevölkerung den Segen zu erteilen. Am späteren Nachmittag wir auf einer schlechten Wellblechpiste zum Cerno Hornocal auf 4324m. Aber die Strapazen haben sich gelohnt. Was für ein Ausblick!
Zurück in Humahuaca übernachten wir am Hauptplatz sehr ruhig und fahren am nächsten Morgen los. Aber was scheppert denn da? Ausserhalb des Dorfes halten wir an, öffnen die Motorhaube und Beat schaut in den Motor. Da findet er doch tatsächlich eine Abdeckung vom Kühlerfan die lose herunterhängt! Er kann sie herausfischen und wir fahren ohne diese Abdeckung weiter. Die einzige Einschränkung, wir fahren nicht bis an die bolivianische Grenze hoch, d.h. wir kürzen unseren Weg um ca. 250km ab und fahren nur noch bis Abra Pampa, vorbei an herrlichen Felsformationen in Tres Cruces.
Dann biegen wir auf die Piste RP11 und 74 ab Richtung Ruta 40. Hier fahren wir immer auf 3500m durch die Pampa um dann über einen Pass von 4100m zu kurven. Die Landschaft wiederum einfach herrlich, keine Autos, ab und zu ein winziges Dorf oder eine Behausung und viele Lamas und Vikunjas. Schlussendlich geht es auf die berühmte Ruta 40 bis Susques. Ausserhalb von Susques auf 3643m können wir bei einer kleinen Tankstelle und einem Hotel Strom zapfen. Es wird nachts -5 Grad und unsere Heizung funktioniert nur bis ca. 3200m. Mit Strom können wir nachts heizen und das Wasser im Boiler läuft nicht automatisch aus. Da gibt es nämlich ein Sicherheitsventil das sich bei 5 Grad öffnet und dann läuft das Wasser aus. Wir staunen dann nicht schlecht, dass der Strom erst um 19.00 Uhr angestellt wird und um 24.00 Uhr wieder abgestellt wird. Am Morgen haben wir von 6.00 Uhr – 8.00 Uhr Strom! Für uns reicht das, denn unsere „Wohnung“ ist bis Mitternacht herrlich warm und dann sind wir im Bett und da wir eine gute Isolation haben, sinkt die Temperatur im Womo lediglich auf 15 Grad, gerade richtig zum Aufstehen und Kaffee kochen!
Heute wollen wir alles auf der Ruta 40 bis San Antonio de los Cobres (3543m) fahren. Für uns ist das die schönste aller Etappen der berühmten Ruta 40! Vulkane, Vulkangestein, kleine Schluchten, Pampa, einfach toll. Kurz vor San Antonio sehen wir dann das Eisenbahnviadukt des Wolkenzuges, des Tren de las Nubes. Eindrücklich steht die Eisenbrücke mit einer Länge von 224m und einer Höhe von 70m vor uns. 1600Tonnen Stahl wurden verbaut. Morgen wollen wir nochmals hierher fahren um den berühmten Zug zu sehen. Während der Nacht stehen wir wieder beim Hostel Esperanza und erhalten Strom. Dann fahren wir am Morgen los, und sehen den Zug mehrere Male langsam den Berg hochkriechen. Die ganze Strecke fährt der Touristenzug mit einer Geschwindigkeit von 35km/h von Salta auf 1187m über 217km zum Viadukt Polvorilla auf 4150m. Man kann aber auch erst in San Antonio zusteigen um die letzten km bis zum Viadukt zu fahren. Mit dem Bau begann der amerikanische Ingenieur Maury und seine Leute 1922 und nach 27 Jahren war die Strecke mit 21 Tunnels, 29 Brücken und 13 Viadukten fertig gestellt. In Argentinien sind es 450km und in Chile 330km. Heute wird die Strecke nur noch selten von den Minen genutzt. Häufiger befährt man das Teilstück mit dem Wolkenzug, der 3x wöchentlich verkehrt.
Endlich geht es wieder weiter nach Chile. Das Touristenoffice hat uns versprochen, dass der Paso de Sico offen ist und so fahren wir los. Doch was sehen wir kurz vor dem Pass am Zoll? Eine geschlossene Barriere. Und dies bei traumhaftem Wetter, es wird täglich 15 – 18 Grad und an der Sonne ist es T-Shirt Wetter. Da kommt schon der Zöllner und erklärt uns, dass auf der chilenischen Seite in einer Senkung viel Schnee liegt und wir auf einer Piste zur Jamapassstrasse fahren müssen um nach Chile zu gelangen. 60km Umweg bis zur geteerten Strasse vom Jama, die wir schon einmal gefahren sind. Also nichts wie los, es hat halt eben nicht sollen sein! Der Jamapass führt mehrmals über 4700m und uns begegnen vor allem wieder Autolaster die 13 Autos geladen haben und diese vom Hafen in Antofagasta nach Argentinien und Paraguay bringen. Eine unglaubliche Strecke! Die Fahrer schaffen sie nur zweimal pro Monat! Die Abfahrt dann nach San Pedro de Atacama ist steil, d.h. innert 40km geht es 2200m hinunter. Vom Schnee, der teilweise noch 2 1/2m hoch am Strassenrand liegt, in die trockenste Wüste der Welt! Vor einem Monat hat es hier so viel geschneit, dass sogar die Lagunenrute in Bolivien gesperrt war. In San Pedro finden wir wie letztes Jahr ein kleines Plätzchen im Hostel Puritama für 2 Nächte. Die Einfahrt, rückwärts, und die Ausfahrt vorwärts sind jedes Mal eine Herausforderung, so eng ist es!