_________ 23. Mai - 6. Juni
_________ 6. Juni - 19. Juni
_________ 19. Juni - 3. Juli
Nach neun Tagen Sucre, geht die Reise endlich wieder weiter. Ohne Probleme fahren wir vom Stellplatz weg zu einer Tankstelle. In Bolivien ist das Tanken speziell. Wir werden immer in den Städten bei einer grossen Tankstelle tanken, damit wir möglichst guten Diesel erhalten. Diesel ist hier den Lastwagen und Bussen vorbehalten, denn es dürfen keine anderen Dieselfahrzeuge eingeführt werden. Zudem ist Benzin und Diesel vom Staat subventioniert und die Einheimischen bezahlen den nationalen und die Ausländer den internationalen Preis. Den Ausländern muss eine Rechnung über den Differenzbetrag ausgestellt werden. Die Tankstellen sind teilweise videoüberwacht und die Tankwarte wollen in diesem Fall keine Rechnungen ausstellen, sie behaupten einfach, sie hätten keine „Facturas“. Ziel der Tankwarte ist es, den Ausländern Diesel zu verkaufen zu einem verhandelbaren Preis aber ohne Rechnung. Somit hätten sie einen guten Nebenverdienst. Unser Tankwart sass gelangweilt am Boden neben der Zapfsäule und erklärte uns, dass Ausländer mehr bezahlen müssen. Erst als wir ihm sagen, dass wir keine Rechnung brauchen, nennt er uns einen tieferen Preis für den Diesel und steht endlich auf um zu tanken. So haben wir das erste Mal auf unseren vielen Reisen nicht legal Diesel getankt und die Korruption unterstützt. Wir überlegen uns, ob wir dies nächstes Mal auch machen wollen oder eben mehr bezahlen und eine Rechnung verlangen.
Nun kann die Reise endlich losgehen. Bis wir aus Sucre hinaus sind, dauert es aber. Vorbei an vielen Auto- und Lastwagenwerkstätten geht es steil bergan. Die Fahrzeuge werden meistens auf der Strasse geflickt! Dann noch eine immense Zementfabrik und endlich sind wir fast alleine unterwegs nach Cochabamba. Kleine Dörfer, viele Kurven, bergauf, bergab, traumhafte Landschaften, wie immer hier in Bolivien. Gegen Abend erreichen wir Mizque und suchen einen Übernachtungsplatz. Wir folgen einem Hinweisschild für Käse und landen bei einem schönen Haus. Der Besitzer des grossen Landwirtschaftsbetriebes verkauft uns Käse und wir dürfen hier übernachten.
Heute wollen wir Torotoro erreichen. Nach einer längeren Baustelle, zweigen wir ab wieder Richtung Süden. Zuerst geht es mitten durch einen Markt! Anstrengend, man kommt kaum vorwärts, Leute vorne, hinten, recht und links, und die stört es nicht in diesem Abgasgestank ihre Ware anzubieten! Dann sind wir wieder alleine unterwegs auf einer schmalen „Römerstrasse“! Ja, 100km Kopfsteinpflaster mit Unterbrüchen. Die Unterbrüche sind trockene Flussbettüberquerungen und Pisten mit Löchern. Während dem Mittagessenhalt kommt doch tatsächlich ein grosser Bus angefahren! Wir staunen, denn teilweise ist die Strasse nur so breit wie unser Auto und es hat viele Kurven. Wir sind also gewarnt! Auf der Weiterfahrt stehen wir plötzlich vor „Weissware“ (ein gewöhnliches Wohnmobil!). Wie hat der Franzose diese Strecke geschafft, ohne dass das Auto auseinanderfällt? Die Antwort: er ist im Schritttempo gefahren! Vor Torotoro kriechen wir im 1. Gang die Serpentinen mit dem Kopfsteinpflaster den Berg hoch. Endlich geschafft, was für eine tolle Gegend in den Bergen! Wir parkieren am Hauptplatz vor der Kirche, gehen ins Büro des Nationalparks und bekommen die Bestätigung, dass wir hier übernachten können. Toll! Das Dorf ist klein, hat aber viele Touristen, denn man kann hier tolle, aber nur geführte, Wanderungen machen. Abends um 18.00 Uhr bimmelt dann eines der Glöckchen vom Kirchturm mehrere Male, die Türe zur Kirche steht weit offen und etwa 20 Leute gehen zur Abendmesse. Bereits um 22.00 Uhr ist es absolut still und wir schlafen sehr gut.
Wir fahren mit einem Führer ein Stück in den Nationalpark und machen dann eine Wanderung entlang eines ausgetrockneten Flussbettes. Hier zeigt er uns die ersten Dinosaurierspuren. Schlussendlich stehen wir hoch über einer Schlucht und am Aussichtspunkt gibt es eine Terrasse auf der man über der Schlucht (450m tief) steht. Grandios! Und als dann erst noch Kondore in gleicher Höhe über die Schlucht schweben sind wir überglücklich. Auf dem Rückweg zeigt uns der Führer noch weitere Spuren von verschiedenen Dinosauriern. Eindrücklich, 65-70 Millionen Jahre alt, Erdgeschichte pur! Zurück auf dem Hauptplatz schauen wir uns noch die Dinosaurier an die hier aufgestellt sind. Am Nachmittag erleben wir eine Beerdigung. Der Sarg wird in einem Rotkreuzfahrzeug zur Kirche gefahren und später auf den Friedhof. Abends haben wir dann Unterhaltung von Jugendlichen die auf dem Hauptplatz mit Gitarrenbegleitung singen, aber die Nächte sind kalt, bald ist es still.
Leider müssen wir die gleichen 100km Kopfsteinpflaster wieder zurückfahren. Aber wir haben ja Zeit. Etwas macht uns Sorge. Das Auto fährt problemlos, doch anfahren und dann noch am Berg, geht immer schlechter. In Cochabamba angekommen, müssen wir wieder über die vielen sehr hohen Bumps fahren. Das heisst, in den 1. Gang schalten und jeweils wieder anfahren. Hoffentlich kommen wir bei unserem Hostel/Camping an! Endlich geschafft, teilt man uns mit, dass wir lediglich zwei Nächte bleiben können. Der Besitzer erwartet eine Gruppe amerikanischer Jugendliche die Alles, mit Betonung auf Alles, gemietet haben. Sie machen hier Entwicklungshilfe und werden jeden Morgen abgeholt zum Arbeiten.
Tag 1: Wir können mit unserem Auto nicht fahren. Und siehe da, der Besitzer kennt einen Mechaniker! Dieser schliesst den Computer an und stellt fest, dass ein Teil defekt ist. Wo treiben wir dieses Ersatzteil auf? Der Mechaniker geht auf die Suche in Cochabamba und kommt am Nachmittag zurück ohne Ersatzteil. Kein Problem, der Besitzer hat einen Freund in Chile, der kommt über das Wochenende hierher (ca. 1000km), und ev. ist er noch nicht abgefahren und bringt das Teil aus Chile mit! Am Nachmittag stellt sich heraus, dass der Freund bereits unterwegs ist. Er wird uns das Teil aber am Montag, wenn er wieder in Chile ist, per Bus schicken, sodass wir dieses am Mittwoch hier haben.
Tag 2: Die schlechte Nachricht, der Freund bleibt 10 Tage hier, d.h. das Ersatzteil wäre erst etwa in 2 Wochen hier. Wir entschliessen uns per Taxi in die Nissan Werkstatt zu fahren. Zuerst landen wir in der Verkaufsstelle, also nichts wie los wieder in ein Taxi, denn die Werkstätte schliesst in einer halben Stunde, es ist Samstag! Hier angekommen sind wir glücklich, dass der anwesende Chef zum Telefon greift und uns mit Andy verbindet, der in Amerika studiert hat und perfekt Englisch spricht. Er verspricht uns, am Montagmorgen um 8.00 Uhr auf dem Stellplatz zu sein in Begleitung eines Mechanikers. Unterdessen hat uns der Campingchef die Ausnahmebewilligung gegeben hier zu bleiben. So richten wir uns mit dem guten Wifi ein und schauen Fussball-EM und bearbeiten die Website.
Tag 3: Sonntag, Fussball und staunen über die Jugendlichen! Es sind Mormonen, die morgens im 6.40 Uhr „nice gedressed“ abgeholt werden um in die Kirche zu fahren und abends nochmals!
Tag 4: 8.00 Uhr, wir sind bereit und warten. 10.30 Uhr, Mail an Andy ob er uns vergessen hat? Nein, er ist unterwegs. Leider findet der Mechaniker nicht was der Fehler ist. Das Auto muss in die Werkstatt! So entschliessen wir uns die Kabine abzubauen und fahren am Nachmittag langsam in die Werkstatt. Zum Glück haben wir alle Filter als Reserve dabei, sodass die Werkstätte alle prüfen und ev. auswechseln kann. Andy wird uns per Whatsapp auf dem Laufenden halten.
Tag 5: Waschen, Innenreinigung, warten, warten, warten. Mails schreiben, Fussball schauen und stricken! Am Nachmittag die News: Das Auto wurde in die Nissan Werkstatt für Dieselfahrzeuge gebracht (in Bolivien sind nur Busse und Lastwagen Dieselfahrzeuge). Sie haben einen Fehler gefunden, die Einspritzdüse Nr. 3. Sie werden alle Düsen reinigen und allenfalls ersetzen. Zum Glück ist das Wetter traumhaft!
Tag 6: Wir warten! Andy informiert uns, dass die Düsen gereinigt werden konnten und nun einwandfrei funktionieren. Aber das Problem ist noch nicht behoben. Die Fehlersuche geht weiter. Hoffentlich kommt das alles gut. Wir machen uns auf den Weg unsere Umgebung zu erkunden und staunen nicht schlecht. Wir sind in einem Villenviertel. Tolle Häuser, alle hinter einer hohen Mauer versteckt. Ja und manchmal neben der Villa alte, zerfallene Häuser, und alle Häuser an Strassen mit Kopfsteinpflaster oder sandiger Piste!
Tag 7: Wir entschliessen uns mit dem Taxi in die Stadt zu fahren und bei Nissan vorbei zu gehen. Unterdessen wissen wir, dass die „Common Rail“ Einspritzung kalibriert werden muss. Das soll bis heute Nachmittag bereinigt sein und spätestens morgen früh soll das Auto zurück in der Werkstatt sein! Wir sind skeptisch und fahren in das Zentrum von Cochabamba. Der Zentrale Platz ist wunderschön. Wie immer sind die Parkanlagen sehr gepflegt in französischem Stil mit Blumen und hohen Bäumen bepflanzt. Auch die vielen Bäume, oft Zitrusfrüchte, Oleander oder Hibisken entlang den Hauptstrassen sind sehr gepflegt. Die alten Bauten mit den Arkaden am Hauptplatz gefallen uns und so schlendern wir umher und besichtigen noch die grosse neu renovierte Kirche. Auch in Cochabamba ist der Abgasgestank enorm. Nicht so schlimm wie in Sucre, denn es hat weniger Busse. Schlussendlich spazieren wir zu einem Hügel auf dem die grösste Christusstatue von Südamerika steht. Sie soll grösser sein wie diejenige in Rio! Wir wollen mit dem Gondellift, wie beschrieben im Reiseführer, auf den Berg. Aber siehe da, die Gondeln gibt es nicht mehr, eine steile Treppe führt auf den Berg! Oder man fährt etwa 5km mit dem Auto. Im Reiseführer wird davor gewarnt die Treppe zu benutzen da viele Diebstähle passieren. So verzichten wir auf das Treppenlaufen. Es ist auch sehr heiss, alles an der prallen Sonne und wir sehen nicht eine Person die da hochgeht. Stattdessen nehmen wir ein Taxi und fahren zurück zum Camping und warten auf den Anruf von Nissan, in der Hoffnung, dass das Auto heute abholbereit ist.
Tag 8: Wir warten, noch immer kein Anruf! Endlich um 10.30 Uhr der Anruf, wir können das Auto um 16.00 Uhr abholen. Wir freuen uns, endlich! Andy erklärt und was alles gemacht worden ist und wir staunen einmal mehr über den Preis! Fr. 270.- inkl. einer Autowäsche innen und aussen! Es wird noch einmal alles kontrolliert. Danach muss noch der fehlende Luftfilter gesucht werden, sowie die Motorabdeckung befestigt werden. Typisch hier, es muss alles kontrolliert werden! Auf dem Heimweg fahren wir noch bei der Tankstelle vorbei. Wieder ein spezielles Erlebnis. Da wir als Ausländer fast das Doppelte bezahlen, stehen hier die verschiedenen Preise dieses Mal angeschrieben. D.h., verhandeln unmöglich! Diesmal erhalten wir eine Quittung, müssen also den ganzen Preis bezahlen. Nur das Einfüllen ist schwierig, die Frauen haben es nicht so im Griff und Beat wird der Arm mit Diesel „abgeduscht“. Noch einkaufen beim guten Shop gleich nebenan, und endlich sind wir wieder zu Hause.
Tag 9. Beat wäscht die Kabine aussen, ich putze innen, schreibe und schlussendlich „verheiraten“ wir unser „Heim“ wieder. Ein gutes Gefühl, morgen geht es weiter nach La
Paz.
Wir fahren früh los, denn wir müssen heute bis nach La Paz fahren da morgen die Bauern streiken und Strassenblockaden sind. Die ersten 50km geht es nur bergauf, bis wir auf einer Hochebene, zwischen 4000 und 4200m, sind. Die Strasse ist super, und nach halber Strecke haben wir sogar eine Autobahn! Und das mit sehr wenig Verkehr! Kurz vor La Paz fahren wir dann eine „Umfahrung“ und diese führt uns steil hinunter in vielen Kurven zum Hotel „Oberland“ mit Camping. Dieser Teil von La Paz liegt auf 3300m. Super, wir haben einen sicheren Platz für das Fahrzeug, Duschen und Toiletten vom Feinsten, Wifi (nicht so gut) und andere Traveller sind auch hier. Und das Beste, wir werden jeden Abend im Restaurant essen gehen! Bratwurst mit Rösti und einem gemischten Salat gibt es heute! Dazu 1l Limettensaft, und das für Fr. 20.-. Der Hammer!
Obwohl es in Bolivien verboten ist, Gas von Flasche zu Flasche zu füllen, hier bei Walter (der Besitzer des „Oberland“) ist alles möglich. So füllen wir unsere Gasflasche und dann wollen wir in die Stadt mit dem Bus. Aber erstens gibt es kaum Busse die fahren und dann erzählen die Busfahrer vom Chaos in der Stadt wegen dem Streik. So „steigen“ wir die steile Strasse zu Fuss hoch und besuchen in 500m Entfernung das „Valle de Luna“. Ein Superentscheid, es ist einfach einmalig (siehe Fotos)! Wir haben nicht gewusst, dass es sowas in La Paz gibt! Und natürlich essen wir ein feines Steak zum Abendessen!
Heute ist die Blockade vorbei und wir fahren mit dem Taxi zur Endstation der ersten Seilbahn. La Paz liegt im Canon des Rio Chokeyapu und erstreckt sich den Hängen hoch von 3200m bis zum Stadtteil El Alto auf 4200m. Je höher die Lage, desto ärmer die Bevölkerung. Der Temperaturunterschied zwischen den tiefsten und höchsten Lagen beträgt ganze 6 Grad. Wegen dem permanenten Verkehrschaos und den schrecklichen Abgasen der Busse und Lastwagen ziehen wir es vor, La Paz per Seilbahn zu überqueren. Drei Seilbahnstrecken von total 10km stehen bereits, 6 weitere Strecken sind geplant! Die Gondeln haben je nach Strecke eine andere Farbe und können 10 Personen transportieren. So schweben wir lautlos in den superschönen Gondeln, von Österreichern und Schweizern erstellt, über die riesige Stadt. Ein phänomenaler Ausblick haben wir während den jeweils 17 Minuten Fahrt mit einer Bahn. Zuoberst, in El Alto schauen wir 1000m hinunter auf das Stadtzentrum und spazieren dann gemütlich zur nächsten Haltestelle. Unterwegs müssen wir durch den Markt. Unglaublich emsig sind die Leute hier auf 4200m! Leider sind auch die meisten mit Alkohol beschäftigt und sehr betrunken. Wir wagen es nicht ein Foto zu machen, obwohl, die Leute hier mit ihren schönen Kleidern prächtige Fotosujets sind! Wir freuen uns aber, dass man uns in Ruhe lässt und wir ohne Bedenken durch diese Strassen gehen können. Unterwegs hören wir noch Blasmusik und finden in einem Hinterhof eine Kapelle die übt. Sie freuen sich dass wir zuhören, obwohl, es tönt wie Fastnachtsmusik! Wichtig ist aber, dass alle begeistert mitspielen! Wieder in der City werden wir vom Tourismus eingeholt, gibt es doch viele Verkaufsstände und Restaurant. Wir wollen etwas kleines Essen und landen in einer Bar in der der Fussballmatch Deutschland gegen Irland übertragen wird! Dann aber geht es zurück per vollgestopftem Bus mit kleinen Sitzen zu unserem Hotel Oberland. Kurz steigen wir noch in ein Taxi und lassen uns zu einem Supermarkt fahren. Ja das gibt es hier auch. Teuer, sehr teuer, aber ein Stück Käse, sogar Raclettekäse, das genehmigen wir uns! Zum Z`nacht sind wir dann ein weiteres Mal im Restaurant und genehmigen uns ein Cordon bleu und Lasagne! Der Preis mit einem Liter Zitronenjus Fr. 20.-! Zum ersten Mal auf unserer Reise verzichten wir auf dieser Höhe auf ein Glas Wein! Morgen geht es dann weiter nach Rurrenabaque, ins Tiefland!