19. Mai
Nun sind wir also auf dem offenen Meer. Quer über den Atlantik und den Äquator geht es nach Vitoria in Brasilien. Wir werden 7 Tage auf dem offenen Meer sein, kein Schiff sehen, nur Meer bis an den Horizont und über uns einige Wolken die ab und zu einen kleinen Regenguss bringen. Auch zu Hause kann man uns nicht verfolgen, denn die „App“ funktioniert hier auf dem Atlantik nicht!
Am Nachmittag beobachten wir dann noch Delfine die kurz unser Schiff begleiten und sich mit Sprüngen und Pirouetten vergnügen. Am Abend ist heute eine ganz besondere Stimmung und wir wollen vor dem Essen noch auf die Brücke, da regnets aber schon für 15 Minuten.
Tagsüber haben wir „Musik“, wie der Master das nennt. Das Deck wird mit zwei Maschinen, die einen unglaublichen Krach machen, abgeschliffen. Die alte Farbe und der Rost kommen weg, dann wird eine Grundierung angestrichen. Später wird dann noch eine Verbindungsmischung aufgetragen bevor wieder in der grünen Originalfarbe gestrichen wird. An Bord haben wir 2000kg Farbe!
Für einmal gehen wir auch bei Dunkelheit auf die Brücke. Unheimlich. Nur die Monitore leuchten, draussen ist es stockdunkel da der Mond nicht schient und auch wegen den Wolken keine Sterne zu sehen sind. Kein angenehmer Job, man fährt einfach ins Schwarze!
20. Mai
Wir sind schon einen Monat unterwegs und länger als zwei Wochen auf dem Schiff. Unglaublich wie die Zeit vergeht!
Heute wird wieder geschliffen. Diesmal aber nur am Morgen. Der Lärm ist unglaublich und so bleiben wir länger in unserer Kabine. Hier ist es kühl und wir lesen fast den ganzen Tag. Beat hat es aufgegeben Spanisch zu lernen! Er versucht es dann mit „learning by doing“. Am Nachmittag bemalen die Seeleute noch den geschliffenen Teil.
Auf dem Schiff sind total 28 Leute, davon 12 Italiener, 11 Philippiner, 3 Bulgaren und wir 2 Gäste. Ich bin also die einzige Frau! Die 3 Bulgaren sind der Chefingenieur, der Ingenieur und der Chefelektriker. Ein Philppiner ist 2. Offizier, dann sind 2 Philippiner ausgebildet als Schiffslotsen, die jeweils während des Ein- resp. Auslaufens in einen Hafen nach Angaben des Masters, das Schiff fahren. Unser Steward, Cesar, immer im weissen ungebügelten Hemd, ist ebenfalls Philippiner. Alle anderen Offiziere und noch drei Seeleute sind Italiener. Der Rest sind junge Philippiner. Alle Verträge sind normalerweise 3-4 Monate, dann fliegen sie wieder nach Hause. Nur Cesar hat einen Vertrag über 8 Monate! Zu Hause warten die Frau und ein Kind mit 4 Jahren und eines mit 8 Monaten!
Da wir in der Offziziersmesse essen wird an unserem Tisch bulgarisch, Schweizerdeutsch und Italienisch gesprochen, sowie Englisch, ein wildes Durcheinander. Doch meistens hat der Master das Wort!
21. Mai
Heute ist ein besonderer Tag. Morgens um ca. 4.00 Uhr haben wir den Äquator überfahren. Und deshalb gibt es heute Barbeque, ein besonderer Festanlass. Dafür wurde vor über einem Monat in Argentinien ein ca. 15kg schweres Schwein eingekauft und tiefgefroren. Jetzt sind die Philippiner im Element. Den ganzen Nachmittag drehen sie das Schwein auf dem Grill, wie man das eben auf den Philippinen macht. Alle sind heiter und es werden Tische auf dem unteren Deck aufgestellt, weisse Tücher darauf befestigt, alle Stühle aus der Messe geholt und vor allem Disco vorbereitet. D.h. ein Fernseher mit Verstärker wird aufgestellt, ein Mikrofon geholt und die ersten versuchen sich schon am Nachmittag mit Karakoe! Wir fühlen uns wie auf den Philippinen! Die Jungs sind voll im Element. Jeder hat ein sauberes T-shirt an, kurze Hosen und die Haare sind gestylt. Auch der Master, der Küchenchef Luca, die Offiziere und unser Steward Cesar sind in Freizeitkleidung und strahlen! Besonders Cesar ist voll in seinem Element mit einem pinkfarbigen T-shirt und den knallgelben kurzen Hosen strahlt er über alles!
Nach dem Spanferkel werden noch argentinische Steaks gebraten und wir fragen uns wer das alles essen mag! Leider beginnt es kurz vor dem Essen zu regen. So werden alle Stühle abgetrocknet und in der Offiziersmesse noch Tische reingestellt, sodass wir dort essen können. Unglaublich aber auch jetzt, obwohl alle in Freizeitkleidung sind, die Rangordnung spielt eine grosse Rolle, sprich, wer wo sitzt ordnet der Master an! Er spendiert für uns und die Offiziere sogar zwei Flaschen Wein, die mit Beats Sackmesser geöffnet werden müssen. Da der Korkenzieher vom Schiff ist kaputt ist. Morgen werden wir dem Master den Flaschenöffner vom Auto schenken, wir haben ja Beats Sackmesser!
Es wird gegessen und gegessen, zuerst Pasta mit Muscheln, dann Bah Meh von den Philippinern, dann argentinische Steak, Spanferkel und Huhn mit Pommes und am Schluss noch ein Dessert, Eiskuchen!
Die Philippiner ziehen sich bald in ihre Messe zurück und machen dort Karakoe.
22. Mai
Heute zeigt uns der zweite Offizier Antonio die „Garage“. Das heisst die 15 Etagen voller Autos! Vor allem Volvo, Audi und Mercedes, aber auch Peugeot! Ein rentables Geschäft, fahren doch jeden Monat drei Schiffe nach Dakar und Südamerika. Alle Autos und auch die grossen Trucks sind fest verzurrt. Auch im Schiffsrumpf gibt es Abteile mir Containern. In die zwei untersten Decks dürfen wir nicht, die sind während der Fahrt hermetisch abgeschlossen. Anscheinend gibt es auch Jaguars an Bord, die hat er uns aber nicht gezeigt.
Wenn wir jeweils auf der Brücke stehen und in die Ferne schauen, fühle ich mich sehr klein. Wie ein Teller liegt der Atlantik da und wir begegnen keinem Schiff, keiner Insel, nur wir und das Meer. Da schaut man über die Container nach vorne und wenn man Glück hat ziehen einige Delfine vorbei und sonst nichts. Hier in den Tropen hat es immer irgendwo Wolken, die in der Ferne im Meer versinken.
Am Abend spielt Beat noch zusammen mit dem Master in der Messe Tischfussball. Die zwei Jungs (Kadetten), sind enttäuscht, sie verlieren!
23. Mai
Heute begleitet uns ein Kadett in den Maschinenraum. Wir müssen die Turnschuhe anziehen, Helme montieren und erhalten Gehörschütze. Es ist laut, riesig und sehr heiss. Sehr viel sieht man nicht. Der „Kontrollraum“ ist dann „airconditioned“ und der Ingenieur erklärt uns vieles. Wir sehen teilweise die gleichen Computer wie auf der Brücke. So kann man den Motor von der Brücke, von diesem Kontrollzentrum aus oder auch direkt beim Motor starten. Er wird mit Luft gestartet. Der Ingenieur erzählt uns auch, dass dieser Maschinenraum vergleichsweise klein ist. Es gibt Schiffe, die bis zu vier mal grösser sind und bis 18000 Container laden können! Und ich war der Meinung, dass wir auf einem riesigen Schiff sind!
24. Mai
Ein ruhiger Tag vor unserer Ankunft in Brasilien.
25. Mai
Bereits um 6.00 Uhr stehen wir auf, denn draussen ist ein herrlicher Sonnenaufgang und wir sind in der Näher des Hafens von Vitoria, Brasilien. Endlich wieder Land und Schiffe in Sicht!
Auf der Brücke haben wir einen fantastischen Blick mit Sonnenaufgang auf die Hafeneinfahrt von Vitoria und geniessen diesen Augenblick. Die Einfahrt ist schmal, führt an Felsen vorbei einen Fluss hoch und unter einer Brücke durch. Die Häuser und Strassen sind ganz nah, und wir müssen auf dem schmalen Fluss das Schiff um 180 Grad drehen, bevor wir am Pier anlegen.
Da sehen wir schon Autotransporter bereitstehen und einen riesigen leeren Platz. Die Autos werden hier möglichst rasch auf die Transporter geladen und weggefahren. Und trotzdem ist der Platz bis am Abend übervoll!
Beim Nachtessen ist der Kapitän sehr verärgert. Wir haben ihn am Nachmittag einmal lautstark schimpfen hören, denn sein Büro liegt neben unserem Zimmer. Normalerweise hören wir ihn nur wenn er lacht. Als die Autos, alles Neuwagen, von Porsche, über Audi, Volvo und Mercedes ausgeladen wurden, wurde an 40 Range Rover die nach Rio de Janeiro gehen sollen, die Schlüssel gestohlen! Grosse Aufregung und grosse Probleme. Grimaldi und die Autofirma gibt die Schuld der Crew! Aber anscheinend dürfen bei diesen Autos die Schlüssel nicht weggenommen werden. Bei den anderen Autos werden die Schlüssel eingesammelt und 40 – 50 Stück in ein Auto eingeschlossen, sodass der Erste Offizier nur einen Schlüssel hüten muss. Die ganze Mannschaft ist deprimiert und die Stimmung auf dem Nullpunkt! Aber auch das muss man erlebt haben, es ist ja nicht immer nur Sonnenschein!
26. Mai
Wir schlafen noch, als unser Schiff mitten in der Nacht aus dem Hafen ausläuft. Am Mittagstisch erleben wir dann einen Kapitän der noch mehr gefrustet ist wie gestern! Der Lotse hat es doch fertig gebracht unser Schiff direkt auf einen Felsen hin zu steuern. Im letzten Moment griff der Kapitän ein und musste sich auch noch einen Rüffel anhören, obwohl wir den Felsen nur um 50cm verpasst haben!
Am späten Nachmittag kommt immer mehr Nebel auf und schon bald ist klar, dass wir nicht mehr in Rio de Janeiro einlaufen können. Die Sichtweite ist max. 50 Meter und wir müssen weit vor dem Hafen driften. Das hebt die Stimmung auch nicht. So erleben wir auch einige Schattenseiten der ganzen Schifffahrt
27. Mai
Morgen um 5.30 Uhr merken wir, dass das Schiff wieder Fahrt aufgenommen hat. Obwohl wir nur Nebel sehen, stehen wir um 6.00 Uhr auf und gehen auf die Brücke. Ein gespenstisches Bild, Nebel, Nebel und fast keine Sicht! Bald ist klar, dass wir nicht vor 8.00 Uhr in Rio einlaufen werden.
So gehen wir Frühstücken, um dann nach 8.00 Uhr wieder auf der Brücke zu stehen. Jetzt ist der Master auch da. Alle sind sehr angespannt und ausnahmsweise sind vier Leute anstelle von 3 Leuten bei einer Hafeneinfahrt da. Wir hören ab und zu das Nebelhorn eines anderen Schiffes. Auch unser Nebelhorn ertönt alle 2 Minuten. So fahren wir Richtung Hafen. Ganz langsam lichtet sich der Nebel und plötzlich sieht man Berge, die aber wieder verschwinden. Dann taucht die Copacabana auf, der Corcovado, verschwindet wieder, dann ein Schiff, verschwindet wieder. Geisterhaft! Trotzdem, es wird immer besser und bei der Hafeneinfahrt sehen wir sogar die Sonne und endlich die ganze Landschaft noch im Dunst vor uns. Toll! Vorbei an vielen kleinen Schiffen, die kreuz und quer durch den Hafen fahren, kommen wir in die Nähe des Stadt Flughafens. Die Flugzeuge fliegen tief über unsere Köpfe und landen auf der Landebahn die ins Hafenbecken gebaut wurde. Dann taucht eine Ölplattform auf und vorbei an Kriegsschiffen geht es an unsern Pier. Endlich sind wir da, nur mit dem Landausflug klappt es nicht, denn die Zeit ist zu kurz. Noch immer ist die Stimmung nicht besonders gut, jetzt müssen die Range Rover ausgeladen werden und dazu muss irgendwie deren Electronic überlistet werden. Auch hier stehen wieder tausende von Autos am Pier und die Container sollen mit dem Kranen ausgeladen werden. Nur leider dauert es eine Stunde bis klar ist, dass der Kran kaputt ist. Also wird ein neuer fahrbarer Kran geholt. Endlich ist er da, aber oh Schreck! Es ist Mittag! Eine Stunde Pause! Ob wir wohl tatsächlich um 22.00 Uhr abfahren werden?
28. Mai
Wir lassen uns vom Kapitän wecken, das Auslaufen aus Rio de Janeiro wollen wir nicht verpassen. So klingelt um 3.30 Uhr das Telefon, wir stehen auf und kurze Zeit später stehen wir auf Deck. Der Pilot ist bereits da, das Tor geschlossen und eben werden die Seile eingezogen. Wir werden von zwei Schleppkähnen vom Pier gezogen und können so im Hafen umdrehen. Es gibt hier nur eine sehr schmale Fahrtrinne, die tief genug ist für die grossen Schiffe. So geht ein letzter Blick zurück nach Rio bei Nacht mit tausenden von Lichtern. Das nächste Mal werden wir Rio von der Land Seite her sehen.
Nach 1 ½ Stunden sind wir wieder auf offener See und wir schlafen nochmals bis es um 7.30 Uhr Frühstück gibt. Die See wird immer bewegter, es sind Wolken im Anzug und wir gehen davon aus, dass es in 10 Stunden in Santos, unserem nächsten Hafen, regnen wird.
Gegen Abend sehen wir viele Schiffe und gehen auf die Brücke. Wir sind vor Santos. Vor keinem anderen Hafen haben wir so viele Schiffe gesehen. Santos ist auch der grösste südamerikanische Hafen und die Einfahrt wieder speziell. Es ist bereits dunkel bei der Einfahrt und der Lotse führt uns in eine Bucht mit hunderten von Hochhäusern auf allen Seiten und eine endlose Beach, fast wie in Rio. Dann geht es aber einen Fluss hoch und rechts und links hat es viele Anlegestellen. Wir müssen fast eine Stunde an diesen Frachtern und Anlegestellen vorbeifahren bis dann endlich unser Schiff an einer schmalen Stelle mithilfe eines Schleppers um 180 Grad gedreht wird. So gibt es heute erst um 20.30 Uhr Nachtessen.
29. Mai
Schon gestern Abend haben wir gesehen wie die Autos bereit stehen. Fiat und VW werden für Argentinien geladen, ca. 1600 Stück. Heute morgen sehen wir wie viele Container ebenfalls weg sind, die Brücke ist nur noch halb voll. Wieder einmal verzögert sich die Abfahrt, geplant war um 9.00 Uhr, wir legen um 13. 30 Uhr ab. Aber auch gut, am Morgen hat es wie aus Kübeln geregnet, jetzt ist es trocken. Wir staunen, dass wir immer über 20 Grad haben, sind wir doch hier im Winter!
Die Ausfahrt aus dem Hafen können wir dann geniessen und sehen auch die Favelas am bez. auf dem Wasser. Kein schönes Bild! Wir erfahren, dass man die Leute umsiedeln will, da man dort Anlegestellen für die Schiffe bauen will. Kaum aus dem Hafen wird die See unruhig. Den ganzen Tag schaukelt es mächtig. Aber wir sind uns das ja schon gewohnt!
30. und 31. Mai
Zwei „Schaukeltage!“ bei herrlichem Sonnenschein. Wir lesen und geniessen unsere Suite!
1. Juni
Morgens um 4.00 Uhr kommt der erste Lotse an Bord. Wir schlafen jedoch noch bis 6.00 Uhr, denn es ist noch Nacht. So erleben wir um 6.30 Uhr den Sonnenaufgang auf der Brücke. Wir sind im Rio de la Plata. Das ist nach dem Amazonasbecken die grösste „Wasserwanne“ der Erde. Der Zusammenfluss des Rio Uruguay- (dem wir später entlang fahren werden) und des Rio Parana ergibt die drittgrösste durch eine Mündung transportierte Wassermasse, nämlich 50`000m3 pro Sekunde. Und auf diesem riesigen Fluss (man sieht das Ufer nicht oder dann nur auf einer Seite!) gibt es eine schmale Wasserstrasse, ca. 400m breit, die von riesigen Schiffen wie unserem befahren wird. Während 9 Stunden ist man mit zwei Lotsen unterwegs. Zwischen unserem und den entgegenkommenden Schiffen sind nur etwa 100m Abstand. Die Wasserstrasse ist zwischen 11 – 13m tief. Unser Schiff hat einen Tiefgang von 8.5m!
Vorbei an Montevideo und später Buenes Aires fahren wir so bis zur Mündung des Rio Parana. Hier kommt der Flusslotse an Bord und wir erleben einen herrlichen Sonnenuntergang während wir langsam den schmalen Fluss, vorbei an Häusern und viele Gebüsch nach Zarate fahren. Nach 5 Stunden erreichen wir dann die Stadt und fahren zuerst noch unter einer riesigen Brücke durch. Die 1977 eingeweihten 2 Stahlbrücken, die auch eine Schienenspur tragen, führen auf 120m hohen Stelzen über die Flussbetten des südlichen und des nördlichen Parana. Insgesamt führt diese Strasse 150km über Dämme, künstliche Aufschüttungen und Brücken ehe sie wieder über festen Boden führt!
Und wieder legen wir an einem Pier mit Autosan! Es ist fast nicht zu toppen, aber so viele wie hier haben wir bis jetzt noch nicht gesehen! Sicher über 30 000 Stück!!!!
2. Juni
Zum ersten Mal auf unserer Reise gehen wir am Nachmittag von Bord. Doch vorher wechseln wir auf dem Schiff noch Geld und kaufen eine Sim- Karte von Argentinien, sodass wir ab morgen Mails lesen und Whatsapp schreiben können. Wir erhalten unsere Pässe zurück, die der erste Offizier aufbewahrt hat. In jedem Land ist Zollkontrolle und obwohl man nicht von Bord geht, bekommt man einen Einreise- und einen Ausreisestempel. Dann werden wir vom Security Auto abgeholt und beim Ausgang werden wir gescannt und die Tasche wird kontrolliert. Den Computer müssen wir auch noch deklarieren. Wir wollen in der Stadt versuchen Wifi zu finden um die Autoversicherung auf einen Stick herunter zu laden. Die Versicherungspapiere haben wir erst vor ca. 2 Wochen per Mail erhalten.
Dann geht es mit dem Taxi in das gemütliche Kleinstädtchen Zarate. Die meisten Geschäfte sind noch geschlossen, es ist Siesta. So setzen wir uns in ein sehr schönes Kaffeehaus. Es ist für uns „Anfänger“ so richtig argentinisch. Laute Musik, gemütlich, alles ein bisschen langsam und einen hervorragenden Kaffee. Das Bier von Beat kommt aus Deutschland! Und siehe da, sie haben Wifi. Ich kann unsere Versicherungsdokumente herunterladen, wir können Mails lesen und natürlich mit unseren Töchtern telefonieren. Schön sie wieder mal zu hören!
Schlussendlich suchen wir noch eine Konditorei. Wir wollen der Crew ein Dessert bringen. Auch das schaffen wir mit unseren (Beats) Spanischkenntnissen. Zurück auf dem Schiff sind wir todmüde von dem anstrengenden Tag!!!!!¨
3. Juni
Heute waschen wir noch alle unsere Sachen. Es ist super, hat es doch eine Waschmaschine und einen Tumbler nur für die Passagiere. Obwohl, die Waschmaschine ist sehr langsam, es dauert jeweils fast 3 Stunden!
Dann noch Homepage schreiben und versuchen die Police der Autohaftplicht Versicherung auszudrucken. Der Master hat heute gesagt dass wir morgen um 16.00 Uhr ablegen. Aber wer weiss, bis jetzt hatten wir noch immer Verspätung! Dann geht es noch etwa 16 Stunden bis Montevideo.
Soeben hat es geklopft und Antonio, der zweite Offizier, hat uns zu einem Barbecue mit der gesamten Mannschaft eingeladen. Der argentinische Grimaldi Agent hat für die Offiziere ein Barbecue auf dem Schiff vorbereitet. Wir essen und essen, es hat kein Ende! Wir haben etliche Kilogramm zugelegt und ab Montevideo ist Diät angesagt!
4. Juni
Noch immer warten wir. 60 Auto werden in einer Stunde geladen, 1600 sollen es sein, und ausgeladen muss ja auch noch werden. Alle sind nervös! Vor allem merkt man, dass die Mannschaft auf der letzten Tour ist. Die Meisten haben Verträge über 4 Monate, d.h. zweimal Südamerika und zurück. Natürlich wollen alle mal nach Hause, und jetzt verzögert sich wieder alles!
5. Juni
Es hat Nebel! So wird die Wasserstrasse nicht frei gegeben. Wir hoffen, dass bis zum Mittag alle Autos geladen sind und sich dann auch die Sonne zeigt. Wir können am Nachmittag ablegen. Die Fahrt geht unter der grossen Brücke durch und da knallts. Beat und ich stehen draussen auf der Brücke und schauen uns erschrocken um. Sind wir zu hoch, ist das Kamin oder die Satelittenschüssel kaputt? Die Offiziere und der Kapitän rennen aus der Brücke und sie finden einen grossen zerschmetterten Stein, der von der Brücke geworfen wurde! Zum Glück ist nichts passiert.
So fahren wir die ganze Nacht.
6. Juni
Wir stehen auf und schauen aus dem Fenster, heute sollten wir in Montevideo ankommen. Ich habe gestern noch gepackt. Aber dann..... Es hat Nebel! Auf der Brücke dann die Nachricht dass der Hafen geschlossen ist und vor uns noch zuerst ein anderes Schiff entladen werden muss. Wie lange das wohl dauern wird? Wir beschliessen nochmals alles zu waschen und freuen uns auf die Pizza die es jeden Samstagabend gibt! Die Mannschaft ist genervt!
7. Juni
Dann am Morgen früh um 4.00 Uhr, wir schlafen noch, fahren wir in den Hafen. Dieser Hafen liegt wunderschön direkt vor der Altstadt. Wir frühstücken und beginnen mit unserer Verabschiedungsrunde. Es ist nicht leicht nach dieser tollen Zeit sich von Menschen zu verabschieden mit denen man so eng zusammengelebt hat. Der Kapitän schläft noch und die Offiziere wie auch die Philippinos winken uns beim Herausfahren aus dem Schiff. Draussen treffen wir dann auf die neuen Passagiere, je ein Ehepaar mit Motorrädern und mit dem Auto, die mit dem Schiff die Heimreise antreten. Ein Grimaldi Agent führt uns dann durch das Hafengelände und bleibt bei uns bis wir alle Papiere für das Auto haben. Das war super und funktionierte reibungslos. Wir mussten nochmals zurück zum Schiff, denn die Impfausweise waren noch dort.
In der Zwischenzeit war auch der Kapitän wieder im Dienst und wir konnten uns von ihm mit Umarmungen verabschieden. Die Tränen waren bei allen zuvorderst.