________ 9. April - 25. April
________ 25. April - 11. Mai
________ 11. Mai - 26. Mai
________ 26. Mai - 6.Juni
________ 6. Juni -
Wir starten früh, denn wir möchten heute Rio de Janeiro erreichen. Auf der Ruta BR 101 fahren wir der Küste entlang. Es geht hinauf und hinunter, mal an der Küste, mal in den Hügeln. Immer wieder haben wir einen schönen Blick auf menschenleere Strände und vorgelagerte Inseln. Es wundert uns nicht, dass diese Küstengegend sehr beliebt ist. Trotz dem schönen sonnigen Wetter ist es für uns zu kalt zum Baden. Der Verkehr wird dichter, aber nicht stressig und wir erreichen Rio und unseren Stellplatz dank Navi ohne Probleme. Ein Parkwächter zeigt uns einen Platz direkt vor dem Eingang eines Militärgebäudes und unterhalb des Zuckerhutes. Hier sind wir sicher und können das Auto während der Stadtbesichtigung stehen lassen. Mit der angrenzenden Praia Vermelha und der Seilbahn die über uns zum Zuckerhut führt, ein Traumplatz. Da stören die vielen Leute am Tag überhaupt nicht. Wir sind müde und entscheiden uns erst morgen auf Stadtbesichtigung zu gehen. Bereits um 21.00 Uhr bin ich im Bett und trotz dem Lärm um das Auto schlafe ich sofort ein. Um 22.30 Uhr erwache ich und wir hören Musik am Strand. Das müssen wir gesehen haben! Also stehe ich auf und wir gehen an den Strand. Eine Musikkapelle spielt brasilianischen Samba, die Leute tanzen, die Jungen sind am Strand und tanzen ebenfalls. Es wird viel getrunken, aber es ist eine tolle Stimmung! Alles dezent überwacht von Militärpolizisten! Wir staunen nicht schlecht, um 24.00 Uhr ist es absolut ruhig und wir verbringen eine ruhige Nacht.
Am ersten Tag spazieren wir die 1.5km an die Copacabana zum Touristoffice. Hier organisieren wir unsere Tage. Heute wollen wir noch die Copacabana „geniessen“ und setzen uns in ein Beizli um den verschiedenen Aktivitäten der Sportler zuzuschauen. Gehen, joggen, Beachvolleyball, eine Art Beachvolleyball mit Füssen und Kopf (nicht mit Händen!) usw., überall wird Sport betrieben. Natürlich sucht Beat hübsche Frauen in ihren Zahnseidenbikinis. Die gibt es tatsächlich, aber der Inhalt ist sehr oft nicht, na ja sagen wir „hübsch“ und vielfach 20 bis 30kg zu schwer! Wir lesen im Reiseführer einiges über die Schönheitschirurgen in Rio, die sehr beliebt sind! Nicht nur Brust-, seit einiger Zeit auch Hinternvergrösserungen mit Silikon sind anscheinend die natürlichste Sache der Welt. Wir lesen, dass bereits 2011 die Basilianer Weltmeister waren in Schönheitsoperationen. Zudem macht man extrem viel Fitness und kämpft gegen die Auswirkungen der kalorien- und fettreichen Ernährung der Fastfood-Kultur. Die gestiegenen Mindestlöhne und Sozialprogramme erlauben es immer mehr Leuten die doppelte Kalorienmenge zu sich zu nehmen. Die schlanken Mulattinnen sind eher Geschichte, die immer rundlicher werdenden Männer und Frauen legen aber grossen Wert auf Körperpflege und Erscheinung. In keiner Stadt der Welt wird so viel geduscht wie in Rio, nämlich 3x täglich und der Umsatz des Kosmetikmarktes hat sich in den letzten 10 Jahren verdoppelt. Auch gehört mindestens eine kleine Tätowierung zum guten Ton!
Schlussendlich verlassen wir die Beach und fahren mit dem Bus zur Station der Zahnradbahn die auf den Corcovado führt, zur berühmten Christus-Statue. Sie ist seit 2007 eines der neuen sieben Weltwunder. Die steile Trasse der Zahnradbahn wurde 1885 von einer Schweizer Firma gebaut und bis 1911 mit Dampfloks aus den USA sowie einer Lok aus Esslingen befahren. Ab 1975 fuhren alte E-Loks aus Winterthur den Berg hoch und heute bedienen die aus der Schweiz stammenden elektrischen Triebwagen die Strecke. Ein Reklameplakat verspricht, bei Vorweisung eines Tickets dieser Zahnradbahn einen 50% Preiserlass auf der Jungfraubahn! Wir fahren durch den 15km2 grossen Nationalpark Tijuca, der mitten in der Stadt liegt, den Berg hoch. Nach dem Kahlschlag des ursprünglichen Regenwaldes für Kaffeeplantagen, erlitt dieStadt gegen Ende des 19.Jh. eine Wasserknappheit. Deshalb wurde das Land wieder aufgeforstet und 1967 zum Nationalpark inmitten von Rio erklärt. Durch diesen dichten Dschungel erreichen wir den Corcovado und die Christus-Statue. Beeindruckend steht die gigantische Statue, die 38m hoch und mit den ausgebreiteten Armen 28m breit ist da. Seit 1931 steht sie hier, nachdem über 5 Jahre gebaut wurde. Aber nicht nur die Statue beeindruckt. Auch die Sicht auf Rio mit seinen Stränden, den Häfen, demFlughafen, den Hochhäusern und denFavelas ist beeindruckend. Zurück zu unserem Stellplatz geht es wieder mit Zahnradbahn, mit dem Bus und schliesslich per Pedes.
Leider ist das Wetter am zweiten Tag nicht mehr so schön, es hat wieder einmal Nebel. Das kennen wir ja von der Schiffsreise, standen wir doch damals 12 Stunden mit dem Schiff im dichten Nebel vor Rio bevor wir in den Hafen einlaufen konnten. Bevor wir heute Sonntag eine Hop-on-hopp-off Tour machen spazieren wir der Beach entlang. Wir staunen! Dutzende hochschwangere Frauen stehen herum und werden von professionellen Fotografen abgelichtet. Stolz zeigen sie ihren nackten Bauch! Dann steigen wir bei unserem Stellplatz in den Bus und staunen nicht schlecht dass lediglich 1 Passagierin im Bus sitzt! Interessant war die Tour nur, weil wir einen Überblick über die ganze Stadt erhielten. Wir steigen lediglich einmal aus, an der Copacabana, denn wir wollen uns das Fort ansehen. Die Sicht auf die Copacabana ist sehr speziell, sie liegt in dichtem Nebel vor uns. Anschliessend machen wir uns auf den Weg zur Praia Ipanema. Unterwegs treffen wir auf Strassenmusikanten, die mit ihren Sambarhytmen die Leute begeistern. Das Flanieren mach keinen grossen Spass bei Nebel und so fahren wir mit dem Bus zur Praia Botafogo. Dort wollen wir in einer bekannten Churrascaria essen. Das ist die brasilianische Art des Assados oder besser gesagt eine gewaltige Fleisch(fr)esserei. Der Kellner kommt und fragt was man trinken will und dann geht man am Buffet die „Nebensächlichkeiten“ holen. Die sind hier aber aussergewöhnlich gut! Ca. 40 verschiedene Angebote! Ich könnte gut auf das Fleisch verzichten, das aber eigentlich die Hauptsache ist in einer Churrascaria. Wieder am Tisch drehen wir unsere Plakette auf grün, bedeutet, dass man Fleisch möchte. Und schon kommt ein Kellner mit einem Spiess mit Unterteller daher und schneidet ein Stück Fleisch ab auf den Teller! Sofort die Plakette auf rot stellen, denn sonst kommt das nächste Fleischstück! Und das Fleisch ist hervorragend! Wir essen und essen und platzen fast! Es ist genial und ich bin froh, dass wir das am Mittag gemacht haben! Schlussendlich müssen wir zum Glück noch 2km zurück laufen auf den Stellplatz und können damit ein bisschen verdauen!
Am dritten Tag fahren wir mit dem Taxi an die Copacabana, denn wir haben eine Favelatour gebucht. Diese führt uns in die grösste Favela, Rocinha, in der 150`000 Leute leben. Der Führer ist hier aufgewachsen und erzählt uns viel vom Leben in diesen engen Gassen. Wir fühlen uns wohl hier, sind beeindruckt von den Leuten, die hier wohnen und in den Villenvierteln arbeiten. Es ist ein anstrengendes Leben, aber alle Leute sind fröhlich und grüssen uns. Natürlich gibt es hier viele Probleme, die aber vom Führer nicht angesprochen werden, im Gegenteil, der betont immer wieder, wie die Regierung in den letzten Jahren viel für die Favelabewohner gemacht hat. Nun ja, wir können und wollen kein Urteil über die Situation der armen Leute abgeben. Wir sind aber überzeugt, dass das Leben hier nicht einfach ist.
Mit der U-Bahn fahren wir nun in das Stadtzentrum und spazieren durch die vielen Strassen und Fussgängerzonen. Vor allem das wunderschöne Theater, aber auch die schönen Hochhäuser begeistern uns. Dazu kommt ein reger Geschäftsbetrieb, ein Stadtzentrum das lebt, nicht wie in Sao Paulo. Wir stellen aber fest, dass wir definitiv keine Stadtmenschen sind und so fahren wir mit der U-Bahn zurück und gehen zu Fuss von der Metrostation zu unserem Stellplatz. Heute wollen wir noch auf den Zuckerhut, obwohl das Wetter wieder ein wenig neblig ist. Wir haben aber Glück, denn die Sicht ist grandios. Ein Nebelmeer liegt vor uns, teilweise sieht man die Stadt, dann wieder nicht. Immer wieder sehen wir andere Teile der Stadt, die aus den Nebelschwaden auftauchen. Die Copacabana liegt total im Nebel und der Christo leuchtet, vor allem nach dem Sonnenuntergang, den wir bei einem Caipirinha geniessen.
Müde von den über 40km die wir zu Fuss durch die tolle Stadt gewandert sind, entschliessen wir uns weiter zu fahren. Stefan Zweig meinte: „Es gibt - wer sie einmal gesehen, wird mir nicht widersprechen - keine schönere Stadt auf Erden“.
Zuerst geht es über die 13km lange Brücke Niteroi. Diese Stahlbrücke wurde von 1974 bis 1985 von der Militärdiktatur erstellt und ist die zweitgrösste Brücke der Welt. Nach einem kurzen Besuch des imposanten Museums Niemeyer geht es endgültig Richtung Nordwesten in die Provinz Minas Gerais. In Tiradentes übernachten wir bei Hans, einem Schweizer aus Winterthur, der vor 6 Jahren ausgewandert ist. Das Städtchen das während dem Goldrausch entstand wirkt wie ein kolonialbarockes Museum. Vor allem in der Kirche ist der Goldrausch unverkennbar! Uns gefällt das hübsche Städtchen mit den Kopfsteinpflastern. Wie schön wird wohl die Stadt Ouro Preto, die Weltkulturerbe ist, sein? Die Fahrt dahin führt uns durch hügelige Landschaft zuerst nach Congonhas. Diese ehemalige Goldgräberstadt liegt inmitten von Hügeln und unser Nissan „kämpft“ sich auf steilen schmalen Strassen zur Basilika hoch. Und es hat sich gelohnt! Was für eine tolle Anlage und Aussicht! Auf der Treppenbrüstung stehen Speckstein-Stauten der 12 Apostel und am Berghang stehen 6 Pavillons mit bemalten Zedernholz-Skulpturen die Kreuzwegstationen darstellen. Wir sind begeistert. Und auch die Kirche ist ganz einfach prächtig. Am Nachmittag kommen wir dann in Ouro Preto (schwarzes Gold) an, parkieren beim Bahnhof und erkunden die Stadt die an Hügeln „klebt“ zu Fuss. Wir „erklimmen“ die steilen Kopfsteingassen bis zum Hauptplatz! Kunsthistorisch ist diese Stadt eine der interessantesten in Brasilien. Nach dem ersten Goldfund 1699 wurde die ganze Stadt während 100 Jahren errichtet, bis der Goldrausch vorbei war. Heute leben die Leute zu 80% vom Bergbau. Die historischen Gassen mit dem typisch abgerundeten Kopfsteinpflaster (leider auch mit vielen Autos), die Fülle barocker Kultur, Architektur und Kunst, die Herrenhäuser und schmiedeeisernen Balkongeländer, eine Vielzahl prächtiger Kirchen und die weissen Fassaden sind faszinierend. Ca. 2000 Gebäude von historischem Wert! Da kommst du nicht aus dem Staunen heraus! In der Kirche Pilar mit einem zehneckigen Grundriss findet man 434kg Gold, 400kg Silber und 472 Engelskulpturen! Und solche Kirchen gibt es fast an jeder Strassenecke!
Bevor wir am nächsten Tag weiterfahren erleben wir für einmal eine etwas unruhige Nacht. Ab 20.00 Uhr Sambamusik, ab 22.00 Uhr Diskosound, ab 24.00 Uhr die Jugendlichen und ab 2.00 Uhr die „Besoffenen“ die nach Hause gehen und ab 5.00 Uhr wird ein Marktstand neben uns aufgestellt. So stehen wir halt um 6.00 Uhr auf und fahren bereits um 7.00 Uhr los Richtung Paraguay. 4 Tage sind wir unterwegs und legen ca. 2500km zurück bis nach Filadelfia, im Chaco von Paraguay. Der Weg führt uns vorbei an hunderten von Kilometern mit Mais- und Zuckerrohrplantagen. Zum Glück führen die Hauptstrassen nicht direkt durch die Städtchen und Dörfer. Die tausenden riesigen Bumps und Blitzer haben wir satt! Blitzer gibt es leider auch auf den Hauptstrassen und die Brasilianer bremsen bei erlaubten 40km auf unter 30km ab! Ansonsten fahren die Brasilianer nicht agressiv und das Fahren macht so Spass. Lediglich die Motorradfahrer sind sehr mühsam. Auf dreispurigen Strassen lassen die Autos zwischen der 2. und 3. Spur ca. 1.5m Platz, damit die Motorradfahrer hupend mit grosser Geschwindigkeit an einem vorbeibrausen können. Ab und zu schlängeln sie sich auch durch die langsam fahrenden Kolonnen. Sehr gewöhnungsbedürftig.