_______ Reise 2015
Dann aber geht es Richtung Westen weiter an den nördlichsten Punkt der Insel, Faro Punta Corona. Dann auf einmal eine Tafel, 2.9m Höhenbeschränkung! Wir fahren aber langsam weiter und vor dem Beschränkungsbalken bleiben wir stehen. Ich steige aus und kontrolliere, ob wir mit 3.1m durchkommen. Kein Problem! Kurz bevor wir den nördlichsten Punkt erreichen, müssen wir parkieren, denn ein Lastwagen versperrt die Strasse. Die letzten 100m werden ausgebaut. So gehen wir zu Fuss zum Leuchtturm und stehen unschlüssig da, denn das Gebiet der Küstenwache ist Militärbereich. Wir wollen schon wieder zurück, da kommt der Baumaschinenführer und zeigt uns stolz ein kleines Museum vom Leuchtturm, den ein Deutscher namens Siemens, errichtet hatte. Natürlich müssen wir auch die enge Treppe hoch zum Leuchtturm. Zum Glück ist er nicht sehr hoch. Da oben geht es auf die Aussichtsplattform und wir haben einen herrlichen Blick über die zerklüftete Landschaft mit den vielen Buchten. Eine traumhafte Aussicht mit dem richtigen Wetter dazu. Wir bedanken uns sehr für seine Bemühungen und fahren weiter zur nächsten Bucht. Plötzlich hört die Strasse auf, und wir fahren wieder über einen Sandstrand ans Ende der Bucht, da geht die Strasse weiter. Natürlich nur bei Ebbe. Hier essen wir auch unser Mittagsmüesli und beobachten die Boote die für eine halbe Stunde zu den vorgelagerten Inseln mit den Pinguinen fahren. Man sieht die Pinguine nur vom Boot aus und so entschliessen wir uns wieder querfeldein Richtung Hauptstrasse weiter zu fahren. 30km geht es bergauf, bergab, auf einer Piste, mal schlechter, mal besser und mit viel Staub. Kurz vor Castro finden wir einen Stellplatz bei einem Badestrand mit Parkplätzen. Da das Badewetter vorbei ist, hat es zwar Besucher die sich in den Sand setzen, aber abends wird es sicher ruhig werden. Wir sitzen im Womo, es weht ein frischer Wind, und da hören wir Gesang am Strand. Etwa 100m von uns entfernt haben sich „Täufer“ getroffen und zelebrieren eine Taufe von einer jungen Frau. Pfarrer und Helfer gehen ins Wasser und der Täufling wird unter Wasser getaucht. Interessant, aber bei einer Wassertemperatur von etwa 13 oder 14 Grad etwas schwierig zu verstehen!
Heute fahren wir bei herrlichem Sonnenschein ganz in den Süden, ans Ende der Panamericana! Die hügelige Landschaft gefällt uns, sie gleicht sehr dem Jura. Dann nähern wir uns Quellon, der südlichsten Stadt auf der Insel. Wunderschön an einer Bucht mit vorgelagerten Inseln gelegen und in der Ferne die Vulkane und Gletscher auf dem Festland! Am Ende der Ruta Panamericana essen wir unser Mittagsmüesli und geniessen die herrliche Sonne. Chiloé soll das Irland von Südamerika sein. Von dem merken wir zum Glück nichts, wir haben jeden Tag Sonnenschein! Am Nachmittag geht es dann zurück in den Nationalpark Chiloé auf den Nationalparkcamping. Wir sind enttäuscht. Nichts besonderes, die Fahrt dem See entlang auch nicht. Vielleicht haben wir schon viel zu viel wunderschöne Gegenden gesehen. Am Morgen machen wir dann eine 1 ½ stündige Wanderung zur Beach, und na ja, die Pazifikwellen sind mächtig, die Beach riesig, aber sonst? Das Positive, wir haben heute schon einiges für unsere Fitness gemacht! So geht die Fahrt weiter nach Chonchi. Wir parkieren an der Bucht und spazieren zur Kirche. Sowas von einer steilen Strasse haben wir noch nie gesehen! Und das muss man auch mit dem Auto fahren. Die Kirche gehört zu den 16 Holzkirchen auf Chiloé die zum Weltkulturerbe gehören. Alle sind zwischen 200 und 300 Jahre alt. Die Jesuiten erbauten sie und nach deren Vertreibung übernahmen sie die Franziskaner. In Chonchi steht sie oberhalb des Dorfes und leuchtet vanillegelb und azurblau in der Sonne.
Am Nachmittag fahren wir mit der Fähre auf die Insel Lemuy und ca. 30km an dessen Ende zum Dorf Detif mit seiner Holzkirche. Eine spezielle, wunderschöne Strasse führt uns bergauf, bergab, in tausend Kurven bis ins Dorf. Der Blick immer wieder auf das Meer mit den unendlich vielen Fischfarmen und in der Ferne die Vulkane und Gletscher auf dem Festland. Das alles bei herrlichstem Sonnenschein! Die braune, etwas zerfallen wirkende Kirche ist geschlossen. Wir fragen den Lehrer im nahen Schulhaus ob man sie besichtigen könne. Er meint, die Frau die den Schlüssel hat werde um 15.30 Uhr ihren Mercado öffnen, und dann könne man die Kirche besichtigen. Während dem wir warten, kommen wir ins Gespräch mit zwei jungen Deutschen, ebenfalls wartend. Sie aber warten auf den Bürgermeister, den sie auf dem Schiff kennen gelernt haben und der sie hierher mitgenommen hat, in ein Dorf mit 10 Häusern! So vergeht die Zeit rasch. Der öffentliche Bus kommt um 15.30 Uhr, fährt rückwärts zum Mercado. Die Besitzerin, etwa 75jährig, steigt aus. Sie war in Conchi einkaufen und nun muss alles ausgeladen werden und im Nebenhaus verstaut werden, bevor sie mit dem Schlüssel kommt. Also helfen wir, die schweren Kisten und Schachteln zu tragen und zu verstauen. Dann kommen noch zwei Kundinnen, ja und dann noch die Tasche versorgen, ein neues T-Shirt anziehen und den Schlüssel holen. Richtig stressig für die arme Frau. Wir bekommen zwei Softdrinks als Helferslohn! Voller Stolz zeigt sie uns dann ihre Kirche. Die Heiligen sind Puppen mit richtigen Kleidern. Von der Decke hängen zwei Holzschiffe. Ja und das Taufbecken ist ein Plastikbecken, umrahmt mit künstlichen Blumen! Sehr speziell, aber sehr eindrücklich. Wir bedanken uns sehr und fahren ein Stück zurück um bei einem Fussballplatz mit Kunstrasen und einer riesigen Tribüne zu übernachten.
Mit der Fähre geht es zurück nach Castro in den Hauptort der Insel. Die neu renovierte, wunderschöne gelbe Kirche gefällt uns sehr. Auch die neue Shoppingmall, die nicht allen gefällt und nicht so richtig ins Stadtbild passt besuchen wir. Hier kaufen die reicheren Leute ein, sieht es doch aus wie im Glattzentrum, nur viel kleiner. Steil führt uns die Strasse runter zum Hafen. Wir wollen endlich das Curanto probieren, eine Spezialität von Chiloé. In den Dörfern wird das ganze in einem Erdloch auf Feuer gekocht. Muscheln, Fleisch, ein Stück Wurst, eine Kartoffel und ein Knödel werden Beat serviert. Da ich keine Muscheln esse, bin ich froh lediglich einen Tomatensalat bestellt zu haben. Beat aber findet es super, nur viel zu viel! Vor dem Restaurant schauen wir lange Zeit den sechs Robben zu, die umherschwimmen und auf Fischabfälle warten. Ein Pelikan und viele andere kreischende Vögel ernähren sich hier ebenfalls von den Fischabfällen. Zurück auf unserem Übernachtungsplatz an der kleinen Beach, den wir vor drei Tagen schon benutzt haben, geniessen wir den Abend. Staunend sehen wir einen Vater ¾ Stunden hin und her schwimmen im eiskalten Wasser. Seine Kinder, etwa 9jährig tummeln sich ebenfalls im Wasser. Nur die Mutter steht dick eingemummt am Strand.
Da wir sechs der Kirchen anschauen wollen, fahren wir nach Castro auf die Halbinsel nach Rilan. In diesem Dorf scheint die Zeit stillgestanden zu sein. Ein wunderschöner Dorfplatz mit einer traumhaften Kirche erwartet uns, hier am Ende der Halbinsel. Weiter besuchen wir heute noch die Kirche in Dalcahue mit von Künstlern der Region gestaltetem Innenraum. Dann geht es mit der Fähre auf die Insel Curaco und zur Kirche in Achao. Ein kleines Dorf, die Kirche sieht von aussen nicht besonders schön aus, denn sie ist nicht farbig. Dafür übertrifft das Innere alles was wir schon gesehen haben, und das ist ja nicht wenig. Einfach toll! Die Suche nach einem Übernachtungsplatz ist dann schwieriger, und so fahren wir noch bis nach Tenaun. Hier finden wir am Strand einen ruhigen Platz zum Übernachten.
Nachdem wir am morgen im Nachbarhaus der Kirche nach dem Schlüssel gefragt haben, schauen wir uns auch diese Kirche von innen an. Anschliessend fahren wir im Osten der Insel nordwärts, bergauf, bergrunter, Kurve an Kurve, alles auf einer Piste. Ein paar Häuser und Weiden säumen den Weg bis wir in Chacao auf dem Hauptplatz ankommen und hier übernachten, in der Nähe der Fähre. Nach einer ruhigen Nacht in dem verschlafenen Dorf, und einer kurzen Überfahrt mit dem Fährschiff auf das Festland, geht es westwärts bis Maullin. Hier fährt die Fähre nicht so oft und so warten wir an der Sonne im Park. Mithilfe des Hafenmeisters tanken wir noch Wasser. Auf dem Festland fahren an Ackerland und zunehmend Eukalytuswäldern vorbei bis Fresia und übernachten wieder am Hauptplatz. Um 17.00 Uhr hören wir laute Musik und staunen! Junge Leute haben eine kleine Bühne aufgestellt, laute Musik dröhnt von den Lautsprechern und dann wird getanzt. Auf der Bühne sind die Vortänzer, auf dem Platz haben sich vor allem Frauen, und nur wenig Männer eingefunden, die zwei Stunden mittanzen. Dann ist der Zauber vorbei! Wir ziehen es stattdessen vor, in unserem gemütlichen Stübli zu sitzen, zu lesen und zu stricken.
Die Nacht ist dann nicht ganz so ruhig, es ist Samstagabend. Trotzdem schlafen wir einigermassen und erreichen dann am Sonntag Osorno und unseren Stellplatz am Bach.
Heute ist der Termin in der Werkstätte. Der Service muss gemacht und die Ölwanne gewechselt werden. Wir sind gespannt! Vor allem, weil wir dringend auch noch eine neue Kupplung brauchen, die in den letzten Tagen sehr strapaziert wurde und sich schon längere Zeit bemerkbar gemacht hat.