________ 23. Mai . 6. Juni
________ 6. Juni - 19. Juni
________ 19. Juni - 3. Juli
Wieder einmal ändern wir unsere Pläne kurzfristig. Es ist herrliches Wetter und wir sehen endlich die Berge rund um Salta. So entschliessen wir uns zu bleiben und machen einen Ausflug nach Piedra del Molin. Wir fahren dem Fluss entlang und die Anzahl der Säulenkakteen links und rechts der Strasse nimmt zu, bis wir zuhinterst im Tal auf die eigentliche Passstrasse treffen und danach kaum mehr Vegetation zu sehen ist. Kurvig geht es viele Kilometer der Bergflanke entlang hoch bis zur Passhöhe. Einfach fantastisch! Bei einem Aussichtspunkt kaufen wir noch Käse und Lamawurst. Die Wurst schmeckt herrlich und ist nicht so fett. So geniessen wir den Mittag auf der Anhöhe bevor es wieder zurück nach Salta geht. Natürlich versuchen wir im Tal nicht mehr den gleichen Weg zurück zu fahren. Es wird dabei recht abenteuerlich. Die Piste führt durch viel Landwirtschaftsland, vorbei an kleinen Dörfern. Aber die Piste wird auch immer enger, am Schluss hoffen wir auf keinen Gegenverkehr. Ja und dann stehen wir vor einem Fluss! Wir steigen aus, begutachten die Situation und suchen uns die richtige Durchfahrt aus. Geht super, kein Problem. Doch nach kurzer Zeit stehen wir wieder vor einem Fluss der sich verzweigt, d.h. wir werden vier weitere Flussdurchquerungen machen müssen. Zum Glück hat es schon lange nicht mehr geregnet, sodass wir glücklich auf der anderen Seite ankommen und wieder in Salta übernachten können.
Heute wollen wir Gas tanken und nochmals einkaufen. Aber siehe da, es ist Nationalfeiertag und die Geschäfte geschlossen. Einkaufen ist immer möglich, auch Geld können wir aus der Maschine zupfen. Erstaunlich, dass wir nicht im grossen Shoppi eine ATM Maschine finden. Wir müssen zum nahe gelegenen Spital, da gibt es eine Maschine. Gastanken wollen wir am nächsten Morgen erledigen. Aber oha, diesmal klappt es nicht! Es ist das erste Mal, dass wir kein Gas tanken können. Unsere Flasche ist ¾ voll, und da wird nicht getankt! Wir wollten aber mit vollem Gastank nach Bolivien einreisen. Na ja, eigentlich kein Problem, wir werden sicher wieder fündig, reicht das Gas doch noch für mindestens 1 ½ Monate. So fahren wir auf der Hauptstrasse Richtung Norden entlang von vielen Zuckerrohrplantagen. Leider ist dann der Zufahrtsweg zum Nationalpark Calilegua so schlecht, dass wir uns entschliessen nicht hineinzufahren und bei einer Tankstelle zu übernachten.
Die Nacht ist sehr ruhig und wir fahren früh los Richtung Grenze Auguas Blanca. Wir sind erstaunt, dass plötzlich viele Obstplantagen entlang der Strasse sind. Orangen, Zitronen, Avocado, Bananen usw. Am Strassenrand wird auch an kleinen Verkaufsständen alles angeboten. Die Grenze ist wieder einmal gewöhnungsbedürftig. Bolivianischer und argentinischer Zoll in den gleichen Gebäuden, eines für Personen, das andere für die Autos. Schlussendlich will die bolivianische Zöllnerin noch kurz ins Auto schauen, dann geht es weiter über die Brücke und ins erste Dorf in Bolivien um Dollar zu tauschen. Doch da ist die Strasse mit einer Schranke gesperrt. Ich muss einen Stempel bei der Polizei holen und Strassenzoll bezahlen. Aber ich habe keine Bolivianos! Schlussendlich lässt der Beamte uns durch, wir sollen auf dem Rückweg bezahlen, meint er. In Bermejo, der bolivianischen Stadt ist Markt und am Fluss werden kleine Boote mit Waren beladen und über die Grenze gebracht. Wir haben uns in Argentinien schon gewundert wie viele Autos völlig überladen (auf dem Dach und im offenen Kofferraum) uns gekreuzt haben. Ob das alles legal ist?
Mitten in der lebhaften Stadt finden wir einen passenden Parkplatz am Strassenrand und ich gehe auf die Bank. Dort werde ich sehr freundlich empfangen und muss wie üblich hier einen Zettel mit einer Nummer ziehen. Uff, 20 Leute vor mir, das kann dauern! Und alle sitzen auf den Stühlen und warten. Also gehe ich kurz zu Beat und sage ihm, dass ich längere Zeit warten muss. Zurück in der Bank sieht mich eine Bankangestellte, fragt ob ich einen Zettel mit Nummer hätte und bittet mich zu warten. Übrigens alles auf spanisch! Ich setzte mich, habe kaum Zeit meine Nachbarn zu beobachten, da wird meine Nummer schon aufgerufen. Es ist mir sehr peinlich! Ich werde zuvorkommend behandelt, die anderen müssen warten! Auf dem Rückweg steige ich dann bei der Schranke aus und muss 5 Bolivianos (7 Bolivianos sind Fr. 1.-) bezahlen und erhalte eine Rechnung die auf unseren Einreisezettel vom Auto getackert wird!
Das Wetter ist neblig und wir befinden uns im Regenwald. Die Strasse führt uns entlang der Grenze und dem Grenzfluss durch dichten Dschungel. Ab und zu wenige Häuser. Leider können wir nirgends anhalten, denn es hat keine Ausweichstellen. Sobald man neben der Teerstrasse fährt, ist Schlamm, Schlamm, Schlamm. Wir würden glatt steckenbleiben. So halten wir ab und zu mitten auf der Strasse um kurz ein Foto von der sehr schönen Gegend zu machen! Da wir nirgends halten können, gibt es heute Gefängniskost zum Mittagessen, Bisquits und Wasser während der Fahrt! So erreichen wir Tarija, ein grosses Weinanbaugebiet. Den Wein werden wir sicher noch probieren. Bei einer Tankstelle übernachten wir auf 2000m und freuen uns, dass es ab 22.00 Uhr ruhig wird. Ein wenig Probleme haben wir mit der Zeitumstellung um eine Stunde. Aber das sind ja Peanuts.
Leider ist es sehr neblig bei der Abfahrt. Da wir hier im Weingebiet von Bolivien sind sehen wir immer wieder kleinere Rebflächen. Dann plötzlich steigt die Strasse steil an und wir kommen immer mehr in den Nebel bis er sich endlich lichtet. Was für eine tolle Aussicht über dem Nebelmeer auf die herrlichen Berge! Die Strasse ist sehr gut, und so kommen wir gut voran. Manchmal müssen wir einfach anhalten um die Bergwelt zu geniessen. Es hat kaum Verkehr. Ab und zu kommt eine Schranke, hier auf dem Land ist das lediglich eine Schnur, die der Beamte aus dem Kassenhaus herunterlassen oder spannen kann. Jedes mal müssen wir Strassenzoll bezahlen und erhalten eine Quittung. Viele Kurven, bergab und bergauf geht es immer auf 3000 – 3500m bei herrlichem Sonnenschein. Leider hören wir ein immer stärker werdendes eigenartiges Geräusch am Auto. Schlussendlich legt sich Beat unter das Auto und stellt fest, dass unsere Kreuzgelenke wieder Spiel haben. So beschliessen wir, wenn möglich nicht bis Sucre zu fahren. In einem Dorf halten wir bei einer Gomeria (Reifenflickerei). Wir wollen nach einem Mechaniker fragen, denn das Geräusch ist unerträglich. Zuerst hilft Beat den Männern einen Lastwagenreifen auf einen Lastwagen zu heben. Da die Leute hier sehr klein sind, sind sie froh, dass Beat hilft! Dann entscheiden sie sich den Reifen wieder herunter zu hieven mit Hilfe von Beat um ihn zu montieren obwohl der Reifen an der Seitenwand stark beschädigt ist! Nach getaner Arbeit wird zuerst ein Bier getrunken, denn schliesslich sind wir auf über 3000m und die Luft ist dünn! Dann legt sich der Bolivianer unter unser Auto, kontrolliert die Kreuzgelenke und meint: Kein Problem, du kannst bis Sucre fahren. Aber die Gelenke müssen jeweils geschmiert werden und das mindestens alle 10`000km. Der Sand und Staub sind Gift für die Gelenke! Mit Hilfe von Beat werden dann die Kreuzgelenke geschmiert und wir können weiterfahren. Etwas haben wir gelernt, wir müssen alle 10`000km einen Ölwechsel machen und bei einem Lubricentro das Auto „abschmieren“ lassen. In Europa ist das nicht möglich, die Kreuzgelenke haben bei uns keine Schmiernippel.
So erreichen wir gegen Abend Sucre und müssen leider während dem Stossverkehr mitten durch die Stadt zu unserem Stellplatz fahren. Der liegt sensationell, sind es doch nur 5 Minuten zum Hauptplatz. Die Einfahrt erweist sich dann als schwierig, ist das Tor doch lediglich 2.5m breit und nicht sehr eben, sodass das Auto schwankt. Wir stehen aber super hier, haben WIFI und Strom, einfach alles. Alberto und Felicidad bemühen sich sehr, und Carolina ihre Tochter, spricht sogar Englisch. Sie arrangiert dann auch alles mit den Kreuzgelenken.
Bereits um 8.00 Uhr wandern wir durch die Stadt zum Händler der ev. die Kreuzgelenke beschaffen kann. Unglaublich eilig haben es die Leute hier! Auf den schmalen Trottoirs schleppen sie ihre Kinder halb rennend zur Schule. Ich habe noch nie so viele „rennende“ Menschen gesehen in einer Stadt! Und das auf 2800m! Wir nehmen es gemütlicher. Leider hat der Händler dann nicht die richtigen Kreuzgelenke, aber er versucht im Land welche aufzutreiben. Unterdessen spazieren wir zum nahe gelegenen Park. Wunderschön ist er angelegt. Im französischen Stil, mit einem kleinen Eiffelturm in der Mitte und vielen Blumen. Am prächtigen Gerichtsgebäude vorbei geht es zum nächsten schönen Park. Hier befindet sich das Theater und ein Krankenhaus. Die Altstadt ist Weltkulturerbe und die Häuser müssen jährlich weiss gestrichen werden. Mit dem tiefblauen Himmel, den grünen Bäumen gibt das ein wunderbares Bild. Auf dem Rückweg sehen wir noch die „Stadtmusik“ mit ihren Instrumenten davonlaufen. Natürlich muss Beat hinterher! Aber wir verlieren sie und machen uns auf zu unserem Händler. Leider keine Kreuzgelenke! So gehen wir zurück zu unserem Auto und treffen da auf Carolina, die uns schon erwartet. Sie schickt uns zu Fuss zu Georgio, dem Mechaniker. Treppen hoch und hoch, wir sind völlig ausser Atem! Endlich da, verspricht er uns morgen um ca. 9.30 Uhr auf den Stellplatz zu kommen, die Kreuzgelenke abzumontieren und sie mitzunehmen. Er wird sich dann auf die Suche nach Neuen machen.
So warten wir am Morgen und endlich, um 10.30 Uhr kommen die Mechaniker, legen sich unter das Auto, demontieren die Kardanwellen und verschwinden wieder. Am Nachmittag wollen sie die Wellen wieder montieren. Wir warten und warten und warten! Niemand kommt. Hoffentlich bekommt er Kreuzgelenke! Uns wird es nicht langweilig, denn wir haben Internet und so manches zu erledigen. Am nächsten Morgen um 11.30 Uhr kommen sie endlich, und siehe da, es sind vorne und hinten neue Kreuzgelenke montiert, alle mit Schmiernippeln ausgerüstet, eingeflogen aus Cochabamba! Die Strassen sind blockiert das die Chauffeure streiken! Schnell sind die Kardanwellen montiert und wir müssen nur noch bezahlen. Da kommen wir nicht aus dem Staunen heraus. Fr. 150.- kostet alles zusammen! Für die Arbeit lediglich Fr. 30.- für 8 Stunden Arbeit! Unglaublich. Nun will Beat noch den Ölwechsel machen. Carolina fährt mit ihm zu einem Laden mit gutem Öl. Da staunt Beat nochmals, kosten doch die sieben Liter Öl Fr. 80.-! Wir können es kaum fassen wie gross die Preisunterschiede sind. Beat macht am nächsten Tag den Ölwechsel. Alberto, er hat eine Ölwanne, füllt das alte Öl dann in 5l Wasserflaschen ab. Wir hoffen, dass das Altöl einigermassen korrekt entsorgt wird!
Nun sind wir schon 5 Tage hier und müssen noch länger. Jeden Tag machen wir uns auf den Weg durch die Stadt und schauen uns andere Gegenden an. Nach 3 Stunden sind wir jeweils froh zurück im Hinterhof zu sein, denn der Abgasgestank ist unglaublich, manchmal bekommt man kaum Luft! Weiterreisen können wir nicht, denn seit drei Tagen und mindestens noch zwei weitere Tage streiken die Busfahrer und blockieren die Strassen. So entschliessen wir uns nochmals fünf Tage hier zu bleiben. Wir befürchten, dass wegen des Streiks die Dieselversorgung ausgeht. Auf dem Programm stehen jeden Tag Sehenswürdigkeiten anschauen und nach 3 Stunden in unserem Hinterhof zu chillen. Einkaufen in einem grossen Shoppi, täglich frisches Gemüse und Obst vom wunderschönen Markt und ab und zu essen gehen. Einmal erleben wir eine Parade von einer Schule. Hunderte von Schülern und Schülerinnen marschieren begleitet von Marschmusik der „Banda Comunale“ oder der Schülerband (tönt manchmal krass falsch!) ziehen in einem Umzug um den Zentralplatz. Wir wundern uns sowieso, so viele verschiedene Schulen mit entsprechend vielen Schülern haben wir noch nie gesehen.
Am Sonntag fahren wir wieder einmal mit einem öffentlichen Bus! Wie vor 40 Jahren fühlen wir uns. Die Leute hier sind sehr klein, und unsere Beine haben im kleinen Minibus kaum Platz! Zum Glück gibt es hier nicht auch noch Hühner im Auto! Nach eine Stunde Fahrt erreichen wir Tarabuco und den Sonntagsmarkt. Wir wandern kreuz und quer durch den Markt und beobachten die Leute und staunen über all die Ware die angeboten wird. Leider ist ein Teil des Marktes sehr touristisch! Eine ältere Frau hat ein paar Stühle auf der Strasse und verkauft eine leckere Suppe und vor allem frischen Orangensaft.
Zum Glück ist nun die Blockade vorbei wir fahren weiter Richtung Norden nach Cochabamba.