Frachtschiffreise StepMap Frachtschiffreise

5. Mai - 18. Mai, Hamburg - Dakar


5.Mai

Den Morgen verbringe ich damit die Website zu bearbeiten damit ihr euch ein wenig vorstellen könnt wie das bei uns aussieht. Am Nachmittag stehen wir stundenlang auf Deck und beobachten das „Hafenleben“.

 

Es ist unglaublich interessant dem Treiben aus dem 12. Stock zuzuschauen! Wir sind etwa 36m über dem Wasserspiegel. Wie eine Miniaturanlage von oben! Wir sehen überall Fahrzeuge hin und her fahren. Trucks die die grossen 40ft Container und die kleinen 20ft Container anheben und irgendwo wieder abstellen. Autos, neue und alte, stehen zu tausenden schön aufgereiht im Hafen und werden in unser Schiff gefahren. Und wenn ein Auto keine Batterie mehr hat, wird es von einem Spezialauto das vorne zwei Pneus montiert hat, gestossen! Im Schiffe selber sieht es aus wie in einer Tiefgarage. Eine Kreisstrasse mit Gegenverkehr, die etliche Stockwerke hoch und zwei Stockwerke tief geht. Hinter vier einfahrenden Autos fährt immer ein „Hafenauto“ das die Fahrer im Schiff wieder aufnimmt und in den Hafen zurück bringt, damit sie die nächsten Autos aufladen können. Auf der vorderen Seite des Schiffs werden mit einem mobilen Hafenkran, die Container auf das Deck geladen, nachdem sie von den Trucks hierher gebracht wurden.

 

Wir warten vergeblich, denn wir können nicht wie erwartet um 16.00 Uhr ablegen. Erst nach dem Nachtessen gegen 19.00 Uhr kommt Bewegung in die Sache. Die Hafenpolizei, die Grenzpolizei und andere Herren, müssen zuerst noch aufs Schiff um die Papiere zu kontrollieren. Immer wieder fährt ein Auto vor mit „wichtigen Herren“ mit Aktenkoffern, die aufs Schiff kommen um nach 10- 20 Minuten wieder abzufahren. Dann endlich wird die Brücke, d.h. die „Einfahrt“ zum Schiff hochgezogen, die Leinen werden gelöst und zwei kleine Schiffe ziehen unser Schiff vom Dock weg auf die Elbe. Ein Hafenpilot ist auf unserem Schiff und übernimmt das Kommando. Wir stehen auf der Brücke und schauen dem ganzen Treiben zu. Vorbei an der Elbphilharmonie und an den Landungsbrücken verlassen wir langsam den zweit grössten Hafen Europas, der mitten in der Stadt liegt. Kaum aus dem Hafen kommt der Elbpilot aufs Schiff und übernimmt das Kommando für etliche Kilometer. Es ist 20.00 Uhr und wir fahren an den Villen am Elbufer vorbei etwa 100km bis hinaus aufs Meer. Ein herrlicher Sonnenuntergang begleitet uns. Ade Deutschland!

 

6.Mai

Nach einer ruhigen Nacht sind wir auf dem offenen Meer und es stürmt heftig. So lesen wir viel, Beat lernt Spanisch, ich stricke und wir schlafen. Ob wir wohl die Schlafkrankheit haben nach dieser Reise? Lange bleiben wir jeweils sitzen nach den Essen und plaudern mit unseren drei Mitreisenden aus Irland, Holland und Kanadien, die in Antwerpen aussteigen werden.

 

7. Mai

Heute fahren wir die Schelde (so heisst der Fluss) 80 km hoch in den dritt grössten Hafen Europas, nach Antwerpen. Wir fahren in eine Schleuse die nur 7m breiter ist wie unser riesiges Schiff. Am Schluss fährt noch ein Flussschiff neben uns, bevor sich das Schleusentor schliesst. Interessant ist, dass auf beiden Seiten der Schleuse eine Brücke rüberführt. Die Erste wird bei der Einfahrt in die Schleuse angehoben und die Zweite dient als Umfahrung, bei der Ausfahrt. Im Hafen selbst liegen schon drei Schiffe von Grimaldi und irgendwie gelingt es unser 214m langes Schiff zwischen zwei Schiffe an den Pier zu legen. Hinten und vorne sind nur noch wenige Meter! Hier in Antwerpen ist die Homebase der Grimaldi.

 

Nun ist es soweit, heute verlassen uns Alan, Claire und Jan. Wir haben erfahren, dass keine neuen Passagiere zusteigen werden. Wir sind also einen Monat die einzigen Passagiere und ich damit die einzige Frau auf dem Schiff! Der Kapitän, von allen Master genannt, kommt zu uns und teilt uns mit, dass wir nach Antwerpen die „Owners Kabin“ erhalten werden und nicht alleine am Tisch essen müssen. Wir werden am Kapitänstisch zusammen mit ihm und den Offizieren essen! Die „Owners Kabin“ kann man auch buchen, ist aber sehr viel teurer und hat ein Schlafzimmer mit Doppelbett und ein Wohnzimmer! Super für uns!

 

Nach dem Mittagessen verabschieden wir uns von unsern Mitreisenden, die seit Montevideo (39 Tage!) an Bord waren und legen uns für einen Mittagsschlaf aufs Ohr.

 

Anschliessend geht es aufs Deck, denn wir wollen die drei Mitpassagiere abreisen sehen, vor allem auch Alan, den wir nicht mehr persönlich verabschieden können. Wir verbringen hier im Hafen viele Stunden auf dem Deck! Es ist spannend! Der mobile Kran mit dem die Container verladen werden, die vielen Autos, die in unser Schiff fahren und die Containerloader die die Container umherladen! Den ganzen Tag wird zuerst Ware herantransportiert und später eingeladen. Grosse Trucks fahren ins Schiff, laden im Schiff mit einem Kran die Container auf beziehungsweise ab, und das stundenlang.

 

Weiter entfernt fährt ein Autolaster nach dem anderen an und lädt alte Autos ab aus ganz Europa, auch „Galliker“ aus der Schweiz entdecken wir. Wie im „Wunderwelt“ in Hamburg bewegen sich Truck, Autos und Menschen!

 

Beim Nachtessen sitzen wir dann alleine da. Die Mannschaft ist sehr beschäftigt und der Master bekräftigt nochmals, dass wir nach dem Auslaufen in Antwerpen an seinem Tisch essen können.

 

8. Mai

Heute verbringen wir wieder sehr viel Zeit auf Deck. Immer noch wird eingeladen. Auto um Auto, neue und alte fahren ins Schiff. Auch auf dem Deck werden Autos hingestellt. Manchmal sind sie vollgestopft mit Ware und zusätzlichen Reifen. Manchmal sind die Türen offen, Fenster eingeschlagen, manchmal hat man das Gefühl sie fallen auseinander vor lauter Rost! Alle Autos, auf dem Deck und im Schiffsrumpf werden einzeln am Boden fixiert. Und es nimmt kein Ende und wir fragen uns was da noch alles Platz hat. Dann werden Container ins Schiff gefahren und mit einem Kran abgeladen, nicht nur einer, nein dutzende! Dann sind da noch alte Busse und Trucks, die ebenfalls geladen werden. Und immer wieder denken wir „das ist jetzt der Letzte“, aber nein, es geht immer weiter.

 

Die Abfahrt verzögert sich und während dem Nachtessen am Kapitänstisch wird klar, dass die Abfahrt mitten in der Nacht, etwa um 3.00 Uhr sein wird. Na ja, dann schlafen wir!



9. Mai

Tatsächlich, wir sind abgereist und fahren die Schelde zurück aufs Meer! Während des Frühstücks sagt uns Cesar (der Steward aus den Philippinen), dass wir anschliessend das Zimmer wechseln können.

 

Es ist herrlich, ein Sofa und ein Sofastuhl, ein Schreibtisch im einen Zimmer, im Schlafzimmer ein Doppelbett, eine Kommode und ein Kasten sowie einen Fernseher (mit Satellit ist der Empfang beeinträchtigt und wir können nur einen Abend die Nachrichten empfangen). Ein Badezimmer mit einer richtigen Badewanne! Was will man mehr! Und das nur weil der Master das so will!

 

Es ist wieder lesen etc. angesagt und schreiben. Wir haben uns auch angewöhnt einen Mittagsschlaf zu machen. Zudem bemühen wir uns jeden Tag im „Gymnastikraum“ einige km Fahrrad zu fahren. Und so geniessen wir das Leben.

 

10. Mai

Unser Tagesablauf auf See ist wie folgt:

 

7.00 Uhr aufstehen, duschen und dann Frühstück. Den Morgen verbringen wir mit Fahrradfahren, lesen, stricken.

 

12.00 Uhr Mittagessen und anschliessend Mittagsschlaf. Während des Nachmittags lesen wir Reiseführer, besprechen was wir uns ansehen wollen in Südamerika, lernen Spanisch (Beat), schreiben und sortieren Fotos.

 

19.00 Uhr Nachtessen. Den Abend lassen wir ausklingen mit lesen, stricken und Spiele machen.

 

Während den Tagen in den Häfen oder der Einfahrt beziehungsweise Ausfahrt aus den Häfen passen wir das „Programm“ an. So wird es uns nie langweilig!

 

11. Mai

Unser Tagesablauf erfährt eine Änderung. Wir müssen um 9.30 Uhr auf der Brücke sein. Zuerst erklärt uns aber der „Safety Officer“ noch einige wichtige Punkte zur „Sicherheit an Bord“, die auf einem Blatt festgehalten sind und wir unterschreiben müssen. Er zeigt uns, wo wir uns mit Schwimmweste und Helm bei Alarm einzufinden haben. Es gibt einen Alarm mit kurzen Tönen für Rauch und einen mit langen Tönen für Feuer. Am Treffpunkt entscheidet dann der Kapitän ob wir rechts oder links in ein Boot (sieht aus wie ein oranges U-Boot) einsteigen müssen oder ob ein aufblasbares Rettungsboot ins Wasser gelassen wird und wir über die „Kletterwand“ runter ins Boot müssen. Überall hat es auch rote Kästchen die man einschlagen muss wenn Rauch oder Feuer gesichtet wird.

 

Anschliessend werden wir auf der Brücke vom Master empfangen. Da wir nur zwei Passagiere sind dürfen wir jederzeit auf die Brücke, sogar wenn wir einen Hafen anlaufen beziehungsweise wenn wir auslaufen. Er erklärt uns die verschiedenen Geräte. Es ist hochinteressant. Jetzt wissen wir auch wie die „App“ auf meinem I-Phone mit den Daten vom Schiff versorgt wird. Es wird viel mit dem Computer gearbeitet, aber es wird auch von Hand auf einer Seekarte jede Stunde die genaue Position eingetragen, mit Feldstecher das Meer abgesucht etc. Alles ist mindestens doppelt gesichert, und es sind immer mindestens zwei Leute auf der Brücke.

 

Heute fahren wir durch die Biskaya und wir haben hohen Wellengang, dadurch rollt das Schiff. Ich fühle mich nicht sehr wohl und nehme deshalb mein Stugeron. Für etwas habe ich es ja mitgenommen!

 

12. Mai

Auch heute bekommen wir wieder viele Informationen auf der Brücke vom Master persönlich. Aber die Kadetten müssen dann übernehmen, was auch spannend ist. Das Verhältnis zwischen dem Master, den Offizieren und den Ingenieuren ist entspannt und sehr angenehm. Es wird viel gelacht, aber eines spürt man sehr gut, Chef ist der Master!

 

Er wird immer mit „Sir“ angesprochen und er hat immer das letzte Wort! Beim Essen sind wir jeweils die ersten in der Messe und warten auf den Master resp. auf die Offiziere, Ingenieure und Kadetten. Niemand wagt es sich zu setzen bis der Master kommt, einen guten Appetit wünscht und am Tisch Platz nimmt. Erst dann setzen sich alle! Da Beat und ich jeweils noch einen Espresso trinken, müssen immer alle warten, denn aufgestanden wird erst wenn alle fertig gegessen haben und der Master das Zeichen gibt. Normalerweise gehen dann immer die Passagiere zuerst aus dem Raum, dann der Master und die Offiziere, am Schluss die Kadetten! Da herrscht noch Zucht und Ordnung!

 

Kopfseitig am Tisch sitzt der Kapitän, zu seiner Rechten der Chefingenieur, der erste Ingenieur und der dritte Offizier. Zur Linken sitzt der erste Offizier und dann wir beide. Am Nebentisch sitzen 4 Kadetten und Cesar, der Steward aus den Philippinen serviert das Essen. Dabei werde ich immer zuerst bedient, dann Beat und erst dann kommen der Master und die Anderen an die Reihe. Hierarchie wird auch da gross geschrieben!

 

Übrigens haben wir weisse Tischtücher! Aber ein Bügeleisen gibt es bei dieser Männergesellschaft nicht, meistens ist es sehr zerknittert! Auf dem Tisch stehen jeweils zwei Teller und ein Suppenteller, mindestens 3 Gabeln, 2 Messer und ein Löffel, sowie ein Fruchtmesser. Für die Passagiere gibt es mittags und abends je 2.5dl Rotwein, für die anderen Wasser und ab und zu ein Softdrink!

 

Am Nachmittag klopft es plötzlich an die Türe. Mario, der 3. Offizier ruft uns, da er Delfine gesehen hat. Leider sehen wir sie dann nicht mehr. Doch wir bleiben auf der Brücke und plötzlich sind sie wieder da! Sie springen in einiger Entfernung! Wir haben auch festgestellt, dass wir langsamer fahren. Und tatsächlich, wir werden einen Tag länger reisen bis Dakar, da ein anderes Schiff von Grimaldi- Lines zuerst anlegen und Ware für unser Schiff löschen muss. Heute haben wir auch eine sehr ruhige See und es ist fantastisch so über das Wasser zu schauen. Es ist leicht trüb und die Kadetten erklären uns, dass das Wüstensand aus der Sahara ist!

 

13. Mai 

Heute Morgen wollen wir mal ins Womo um Waschpulver zu holen. Da muss ein Kadett mit, denn alleine darf man nicht zu den Autos. Unser Womo steht fest verzurrt inmitten von Volvos und Audis, alles Neuwagen!

 

Auf der Brücke entdecken wir heute viele Vögel, auch Greifvögel landen auf dem Kran und auf den Containern. Da wir etwas später auf der Brücke sind hat uns der Master schon vermisst und so gibt es heute Nachmittag um 16 Uhr eine weitere Einführung in die Navigation etc. des Schiffes.

 

Am Nachmittag treffen wir dann aber einen „Frisiersalon“ auf der Brücke an! Der Master sitzt auf einem drehbaren Stuhl mit einem Umhang und Guiseppe, ein Kadett schneidet ihm die Haare. Viel Gelächter begleiten die Prozedur die volle 2 Stunden in Anspruch nimmt! Somit fällt unsere heutige „Schulstunde“ dem Haare schneiden zum Opfer!

 

In der Nacht werden wir zwischen Grand Canaria und dem Festland sein und kurz Telefonempfang haben. Wir werden versuchen Cynthia eine sms zu schicken.

 

14. Mai

Waschen ist angesagt. Cesar zeigt mir die Waschmaschine, das Waschpulver und der Weichspüler stehen auch schon da. Volle 2 1/2  Stunden dauert eine Wäsche, der Trockner ist dann wesentlich schneller. Aber wir haben ja Zeit und zwischendurch haben wir ja unseren Termin mit dem Master auf der Brücke. Jeden Tag erklärt er uns andere Geräte So sehen wir jedes mal wenn wir auf die Brücke kommen, ob ein anderes Schiff in der Nähe ist und auf welcher Position wir uns befinden.

 

Auch der Computer auf dem die Maschinen zu sehen sind, der Fuelverbrauch, Ventilstellungen, wie viel und wo Ballastwasser gebunkert ist etc. werden angezeigt. Ballastwasser muss gebunkert werden damit die Gewichte gleichmässig im Schiff verteilt sind und wir überhaupt auf dem Wasser fahren können. Dieses Wasser wird auch immer wieder desinfiziert, entweder durch dreimaliges Füllen und Entleeren auf hoher See oder mit Chemikalien im Hafen. Das Problem besteht darin, dass verschmutztes Wasser von einem Ort an den anderen gebracht wird und deshalb Chemikalien bevorzugt werden.

 

Im Moment fahren wir langsam mit Ecospeed, d.h. 14 Knoten und verbrauchen unter 40t Diesel im Tag. Wenn wir mit 18 Knoten fahren, steigt der Tagesverbrauch auf 60t. Geladen haben wir ca. 2000t Diesel. Ein Teil davon ist sehr guter, teuer Diesel, mit dem in den Häfen die Generatoren angetrieben werden. Hier auf offener See wird billigster Diesel benutzt.

 

15. Mai

Heute erzählt uns der Master viel über die Ladung. Am Computer zeigt er uns wie das Schiff beladen ist. Er kann auf jedes Deck zugreifen und weiss genau welcher Container, welches Auto, wo steht. Unser Womo ist dann auch tatsächlich mit „Passengercar“ angeschrieben. Bei den Containern weiss er genau welches Gewicht, welche Ladung und welche Destination sie haben. Im Moment sind wir bis zum letzten Platz voll, das heisst knapp 5000 Auto, die gebrauchten für Afrika, die neuen für Brasilien und Argentinien. Zudem haben wir ca. 1300 Container an Bord. Man könnte auf diesem Schiff bis zu 5000 Autos .Nach Dakar werden wir dann nur noch halb soviel geladen haben. Das heisst, wir werden leere Container laden und sehr viel Wasser bunkern müssen damit wir überhaupt fahren können.

 

Er zeigt uns auch das Wetterprogramm am Computer. So sehen wir, dass wir die Biskaya noch kurz vor einem Sturm durchfuhren. Trotzdem hatten wir bis zu 5m hohe Wellen. Das war am 11. Mai, als es mir nicht so gut ging! Der Master erklärt uns auch, dass er bei einem Sturm von 6m hohen Wellen normalerweise nicht fährt und sich irgendwo vor der Biskaya „versteckt“, oder wenn er sieht dass ein Sturm aufkommt die Fahrt verlangsamt und so den Sturm vorbeiziehen lässt. Die Wetterprognose für die Atlantiküberquerung von Dakar bis Brasilien sieht super aus!

 

16. Mai 

Heute werden wir Dakar einlaufen. Zuerst aber zu heute morgen. Plötzlich klingelt unser Telefon. Beat nimmt ab und wir stürzen uns in die Schuhe, auf der Brücke hat man Wale gesichtet. Und tatsächlich, vor uns tümmeln sich einige Wale und spritzen Fontänen oder zeigen die Flosse. Super!

 

Dann haben wir wieder den obligaten Termin mit dem Master. Unglaublich wie viel Zeit er sich für uns nimmt. Bei einer Gruppe kann er das nicht machen, dann darf man auch nicht einfach so auf die Brücke. Zudem erhalten wir dann immer einen italienischen Espresso! Heute haben wir Fragen zu den Flaggen die in einem Gestell liegen und die Kennzeichnung vom Schiff. Es sind 4 Zeichen und das erste Zeichen ist ein I für Italien. Also wie bei den Flugzeugen. Dann gibt es natürlich noch viele andere Zeichen, auch Notrufzeichen. Der zweite Offizier erklärt uns das Kommunikationssystem und die ganzen Sicherheitsutensilien für das Schiff. Wir stellen beruhigt fest: auch wenn wir untergehen, die Welt wird wissen wo wir sind! Übrigens gibt es auch eine Blackbox, die alles was auf der Brücke gesprochen wird die letzten 24 Stunden aufnimmt!

 

Während wir über Sicherheit sprechen sehen wir plötzlich hunderte von Delfinen vor und neben dem Schiff! Sie schwimmen auch unter dem Schiff durch und springen und tauchen! Einfach fantastisch!!!!

 

Am späten Nachmittag sehen wir Land, Afrika. Vor uns taucht eine kleine Insel auf mit kolonialistischen Bauten und weiter im Osten sehen wir die ersten Hochhäuser und den natürlichen Hafen von Dakar. Wieder kommt ein Pilot an Bord. Wir stehen auf der Brücke und schauen uns interessiert die nicht ganz einfache Hafeneinfahrt an. Unser Schiff muss doch kurz nach der Hafeneinfahrt um 90 Grad gedreht und dann rückwärts an die Pier gefahren werden. Wir staunen über die engen Verhältnisse.

 

17. Mai

Seit gestern kommen wir nicht aus dem Staunen heraus. Die ganze Nacht werden vor allem die alten Autos ausgeladen. Die Afrikaner dürfen nur in Begleitung aufs Schiff und auf dem Schiff sind alle Rettungsringe, die Liegestühle und alles was nicht Niet- und Nagel fest ist eingeschlossen worden. Unglaublich viele Leute mit Leuchtwesten stehen umher und auf dem Pier hat es kaum Platz da alte Autos und Lastwagen mit einer dicken Staubschicht den Platz versperren. Ob die wohl einmal abgeholt werden? Mit den eigenen Schiffskranen werden die Container vom Deck auf das Pier heruntergelassen und dort mit Trucks geholt und irgendwo hingestellt. Auf dem Pier selber hat es grosse ungesicherte Löcher die umfahren werden müssen, was bei diesen engen Verhältnissen speziell gefährlich ist. Da schweben dann die 40ft Containern an Haken über den Menschen und Autos, bis Platz geschafft ist um sie endgültig auf dem Pier abzustellen! Die Autos vom Deck werden jeweils je zwei auf zwei Plattformen gefahren die an einem Seil wie bei einem Mobile, am Kran hängen. Anschliessend befördert der Kran die Aufhängung mit den vier Autos schaukelnd auf den Pier. Mit dieser Arbeit haben sie pünktlich um 4.00 Uhr morgens angefangen! Das heisst, die zwei Stahlplattformen wurden genau über unserem Schlafzimmer aufs Schiffsdeck geknallt. Wir sassen aufrecht im Bett und wunderten uns! Vom Fenster aus sahen wir dann zwei Seile und nach 5 Minuten schwebten 4 Autos vor unserem Fenster an diesen Seilen in die Tiefe! Diese Arbeit dauerte fast 24 Stunden!

 

Dann wurde das Schiff wieder beladen, diesmal vor allem mit leeren Containern. Wir brauchen Gewicht! Deshalb ist jetzt bis Südamerika das Schiff hauptsächlich mit leeren Containern und einigen ca. 3000 Neuwagen beladen.

 

18. Mai

Wir erwachen früh, d.h. um 5.30 Uhr und haben das Gefühl, dass es jetzt losgeht, obwohl der Master bereits um 4.00 Uhr losfahren wollte. Beat steht dann um 6.00 Uhr auf und will auf die Brücke. Diese ist aber immer noch geschlossen und als er nach draussen geht, musst er feststellen, dass noch immer  geladen wird! Also keine Eile!


Wir frühstücken, lesen und ab und zu geht Beat nach draussen, aber nichts bewegt sich! Afrika und „rubbertime“!

 

Um 11.00 Uhr sind wir dann auf der Brücke, die Zugbrücke wird angehoben, die Papiere sind alle in Ordnung, eigentlich könnte es losgehen. Endlich um 11.40 Uhr kommt ein Pilot an Board. Kaum hat er seine Papiere ausgepackt, stellt er fest, dass wir nicht auslaufen können weil ein grosser Tanker am einlaufen ist und die Helfer, die am Pier die Leinen lösen sollten, bei diesem Tanker gebraucht werden um ihn festzumachen! Er verabschiedet sich und meint, dass er in 20 Minuten wieder komme, er gehe jetzt essen! Unser Master kocht! Er offeriert ihm bei uns zu essen, aber natürlich hat er Freunde die auf ihn warten! Na ja, Afrika! So warten wir und beobachten den Tanker wie er auf der anderen Seite anlegt.

 

Es dauert genau 50 Minuten bis unser Pilot wieder da ist. Sein arrogantes Auftreten wirkt auf uns als ob er seine Unsicherheit und Unerfahrenheit überspielen will, was dann später unser Master auch bestätigt!

 

Es gibt ein verspätetes Mittagessen, aber es ist jeweils sehr interessant wie das riesige Schiff vor allem in diesem engen Hafen herausgefahren wird. Vor dem Hafen ist dann reger Verkehr vor allem auch von winzig kleinen Fischerbooten.