Pünktlich am 5. Juli fahren wir los und überlassen die Wohnung Rado und Daniel. Die Nachbarn winken und so verlassen wir guten Mutes unser Heim und fahren Richtung Norden. Unser erster Halt ist in Bad Dürrheim. Hier treffen wir gute Freunde die von einer 3monatigen Türkeireise auf dem Heimweg sind. Den Nachmittag und Abend geniessen wir gemeinsam und haben uns viel zu erzählen.
Am nächsten Tag geht es auf der Autobahn mit 100km (unsere Autobahngeschwindigkeit!) gemütlich nordwärts. Ohne Lastwagen am Sonntag lässt es sich angenehm fahren und so sind wir gegen Abend vor Görlitz. Vor dem Gelände eines Wohnmobilhändlers übernachten wir ruhig.
Überrascht sind wir über die vielen Autobahnen in Polen. Wir kommen so gut voran und freuen uns, dass der enorme Lastwagenverkehr so auszuhalten ist. So fahren wir bis nach Warschau und übernachten das erste Mal auf einem grossen Parkplatz für Lastwagen. Es hat noch 2 weitere Womos hier und vor allem ist die Autobahn etwas entfernt, sodass es relativ ruhig ist.
Der 2. Tag Polen wird dann schon schwieriger. Bis hierher hat die Finanzierung einer Autobahn durch die EU noch nicht gereicht und wir fahren in riesigen Lastwagenkolonnen. 2/3 der Fahrzeuge sind Lastwagen! Wir lassen uns Zeit und staunen, dass das Verkehrschaos noch gleich ist wie vor 10 Jahren als wir schon mal hier waren. Trotzdem schaffen wir die Grenze zu Litauen und finden nach Utenai einen herrlichen Rastplatz an einem See. So kann unsere erste Wäsche noch trocknen und wir geniessen die Sonne.
Heute geht es in Lettland über die Grenze nach Russland. Wir sind gespannt! Zuerst fahren wir an einer langen Lastwagenkolonne vorbei und sind froh, dass vor uns ein Lette am Rotlicht bei der Grenze wartet. So können wir einfach machen was er macht! Warum das Licht auf Rot gestellt ist, weiss niemand, aber wir haben ja Zeit! Endlich grün, wir können durch zur Passkontrolle, dann zur Autokontrolle und zuletzt noch die Wareneinfuhrkontrolle. Bei jeder Kontrolle schaut einer vorne und hinten ins Auto, in jeden Kasten, jedes Kästchen und sogar unter die Motorhaube! Juhui, sie finden nichts! Jede Kontrollstelle hat auch eigene Papiere die ausgefüllt werden müssen. Diesmal sind sie sogar in Englisch! Das war vor 2 Jahren auf der Krim noch nicht so. Nach nur 1 ½ Stunden haben wir es geschafft, wir sind in Russland!
So fahren wir durch endlose Wälder noch einige Kilometer bis Pustoshka. Hier treffen wir auf einen Belgier und 3 Belgierinnen die mit ihren zwei 30jährigen „Döschwo“ vor einem Rasthaus geparkt haben. Sie wollen mit ihren Autos in die Mongolei! Wir aber müssen noch ins Dorf auf die Bank um Geld aus dem Automaten zu holen. Dann verbringen wir einen gemütlichen Abend mit den Karten von Russland und Kasachstan, denn wir müssen dringend unseren weiteren Weg planen. Das ist nicht so einfach, denn wir wissen dass die M2 in Kasachstan in einem katastrophalen Zustand ist. Das wäre eigentlich der direkte Weg. So aber entscheiden wir uns weiter in Russland gegen Osten zu fahren über den Ural nach Sibirien.
Durch Wälder und verlassene Landschaften fahren wir mit höchstens 90 kmh (Geschwindigkeitslimite in Russland) über die Landstrassen. Bei einer Strasse müssen wir sogar Maut bezahlen und erhoffen uns danach eine schöne Fahrbahn. Aber weit gefehlt! Die Strasse ist in sehr unterschiedlichem Zustand. Von super bis Katastrophe! Und Lastwagen hat es genau so viele wie in Polen. Und Baustellen hat es ebenfalls unzählige!
Wir lassen uns aber nicht unterkriegen. Trotz den 2 Stunden Zeitverschiebung stehen wir morgens um 6.30 Uhr (Schweiz 4.30 Uhr) bei Tageslicht auf. So sind wir ca. 10 Stunden unterwegs und um 17.00 Uhr stehen wir hinter einer Tankstelle oder auf einem Lastwagenparkplatz und so „geniessen“ wir dann den Abend, lesen, stricken und faulenzen. Wird sind weit im Norden und so ist es um 23 Uhr noch taghell und die Tage und Nächte sind kühl. Einmal benützen wir sogar die Heizung! Trotz 10 Stunden Fahrzeit pro Tag, kommen wir nur zwischen 500 – 600 km weit. Wir haben uns gewaltig getäuscht in der Strecke die wir bis Kasachstan zurücklegen müssen! Zum Glück haben wir schönes aber kaltes Wetter und nur am 3. Tag regnet es. Am 2. Tag in Russland erleben wir 7 mobile Geschwindigkeitskontrollen! Zum Glück ohne Folgen für uns!
So übernachten wir einmal zwischen Bryansk und Orel. Die Landschaft verändert sich und wir treffen auf riesige Felder mit Weizen, Gerste, Sonnenblumen etc. Nach Tambov übernachten wir und dann geht’s weiter durch Landwirtschaftsgebiet bis wir in Samara die Wolga überqueren. Das geht sehr sehr langsam, da die einzige Brücke weit und breit einen riesigen Stau verursacht! Kurz nach Samara übernachten wir wieder in einem Lastwagenparkareal. Wir wundern uns wie gut wir schlafen und wir während der Nacht nicht einen der Lastwagen wegfahren bezw. anfahren hören!
Fast den ganzen Tag bleibt die Landschaft unverändert. Erst gegen Abend sehen wir kleine Hügel und später merken wir, dass wir im Ural angekommen sind, die Grenze zu Asien. Da wir weiterhin auf der M5 fahren (Hauptverkehrsader West/Ost) haben wir viel Verkehr mit Lastwagen. Bevor wir uns ein lauschiges Plätzchen neben der Strasse suchen stehen wir aber über eine Stunde im Stau weil eine Brücke nur einspurig befahrbar ist! Während der Nacht rüttelt es dann am Womo. Beat bemerkt es zuerst, dann auch ich. Ein typisches Rütteln eines Erdbebens. Wir kennen das aus der Türkei!
Nach einer sonst ruhigen Nacht im Gebüsch, nehmen die Steigungen über die Pässe zu. Zum Glück sind sie teilweise mehrspurig. Wenn nicht, schleichen wir hinter den Lastwagen die Steigungen hoch. Hinunter fahren sie dann so schnell dass man nicht überholen kann! Es beginnt schon am Morgen zu regnen und will nicht mehr aufhören! Wir verlassen den Ural und die Weite von Sibirien beherrscht das Landschaftsbild. Steppe und Kulturland wechseln sich ab. Kurz vor Kurgan fahren wir hinter ein Restaurant mit angrenzendem Lastwagenparkplatz. Es regnet kurz nicht und so trocknet unsere Wäsche ein wenig.
Doch am nächsten Tag regnet es weiter und erst gegen Mittag hört es auf. Unser Auto sieht aus!!!! Da es immer mehr Baustellen hat und die Baustellen auf provisorischen Staubstrassen umfahren werden müssen mit Löchern und Bodenwellen, ist es verwunderlich dass noch kein Auto stecken geblieben ist im Dreck!
Da es erst kurz vor Mittag ist, entschliessen wir uns noch am selben Tag nach Kasachstan einzureisen.